Barings: Volatilität am chinesischen Markt kann Chancen eröffnen

Die Volatilität im Monatsverlauf ist die Folge von Gewinnmitnahmen durch Investoren und gezielten Maßnahmen zur Abkühlung des Marktes. Die verbreitete Kreditfinanzierung von Investitionen verstärkt die Auswirkungen zusätzlich.

10.07.2015 | 11:20 Uhr

Wir erkennen zwei Hauptgründe für die jüngste Volatilität am Markt.

Der erste Grund sind Gewinnmitnahmen infolge des kräftigen Anstiegs des chinesischen Aktienmarkts in den letzten Monaten. Durch die Unterstützung der geldpolitischen Lockerung, durch Reformmaßnahmen und Kapitalflüsse von Privatanlegern legte der MSCI China A Share Index seit Anfang des Jahres 2015 bis zum 12. Juni um 62% in USD zu. Das Bewertungsniveau war demzufolge relativ hoch.

Der zweite Grund liegt in der Entscheidung der China Securities Regulatory Commission (chinesische Wertpapieraufsichtskommission, CSRC), durch eine restriktivere Regulierung von fremdfinanzierten Investitionen sowie durch die Beschleunigung des Genehmigungsprozesses für Börsengänge einen Teil des Überschusses aus dem Markt zu nehmen.

Der Unterschied lag diesmal in den Folgen der fremdfinanzierten Transaktionen, die zu einer Verstärkung der Volatilität führten. Laut Marktschätzungen betrugen die ausstehenden Margenfinanzierungen von Wertpapiergesellschaften im Juni bis zu 2,27 Billionen RMB (366 Mrd. USD) und ein weiterer Betrag dürfte auf unregulierte Over-the-Counter-Finanzierungen entfallen. Mit dem Abwärtstrend der Aktienkurse erhöhte sich der Druck zum Abbau der Schuldenlast durch den Verkauf von Aktien.

Begrenzte Auswirkungen auf die Realwirtschaft

Nach heutigem Stand dürften die Auswirkungen des Marktrückgangs auf die Wirtschaft unseres Erachtens nach begrenzt sein. Aufgrund der Erosion eines Großteils der Gewinne, die in diesem Jahr am Markt erzielt wurden, könnte der Konsumsektor beeinträchtigt werden. Auch manche Bereiche des Finanzsektors, wie beispielsweise Maklerunternehmen, könnten die negativen Folgen zu spüren bekommen.

Eine stärkere Bedrohung für den Bankensektor oder für die Gesamtwirtschaft sehen wir jedoch nicht. Wir gehen insbesondere davon aus, dass die Regierung weiterhin geeignete Maßnahmen zur Förderung der Liquidität ergreifen, die Zinsen senken und den strukturellen Wandel sowie Reformprogramme vorantreiben wird.

Bedrohung oder Chance?

Die Regierung hat bereits ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Wiederherstellung des Vertrauens ergriffen, einschließlich direkter und indirekter Interventionen sowie noch umfassenderer Schritte.

Die wirksamste Vorgehensweise bestünde unserer Ansicht nach in Form einer anhaltenden Stärkung der Wirtschaft durch eine weitere geldpolitische Unterstützung sowie durch Unternehmensreformen. Wir gehen davon aus, dass die Investoren im Zuge sich stabilisierender Unternehmenserträge und besserer Konjunkturdaten an den Markt zurückkehren werden.

Die vollständige Analyse im pdf-Dokument

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