• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Zukunftsexperte Horx: „Wir sollten keine Krise verpassen“

Matthias Horx
Marktausblick

Die Börsen spielen verrückt, Anleger geraten in Panik: Ausgerechnet Krisen sind für Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts in Frankfurt, notwendig, damit Systeme vital bleiben. Was das genau bedeutet und was Börsen trotzdem so gefährlich macht, erklärt er im Gespräch mit FundResearch.

09.03.2016 | 08:48 Uhr von «Teresa Laukötter»

„Börsenkurse sind nicht vorhersagbar, deshalb beschäftigen sich so viele Menschen damit. Es bilden sich Erwartungen über Erwartungen über Erwartungen, die totale Rekursion.“ Aktienkurse sind also nicht zu prognostizieren, weil sie ein instabiles System darstellen. Und damit schwer anfällig für Erschütterungen sind. Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts, erklärt was wir über das Morgen wissen können. Das Finanzsystem gehört nicht dazu: „Börsen spiegeln nicht die wirtschaftliche Realität.“ Blasen entständen immer dann, wenn viel Geld vorhanden ist, aber Effizienz und Effektivität fehlen. Trotzdem, Krisen sieht der ehemalige Journalist gerne: „Krisen sind dazu da, Systeme in Balance zu bringen. So bleiben sie vital. Man sollte keine Krise versäumen.“ Denn Systeme können morsch werden. „Aber wir müssen Krisen verstehen.“

Wie schaut man in die Zukunft? – Ohne Karten und Glaskugel?

Dem Verstehen widmet sich das Zukunftsinstitut. Seit 1998 wollen die rund 30 Mitarbeiter mithilfe von Big Data, Statistik und Spieltheorie das Zukunftsgeheimnis lüften. „Wir arbeiten an der Früherkennung“, erklärt Gründer Matthias Horx. „Wir sind Prognostiker, die versuchen weiter zu schauen, als andere. Dazu Sortieren und Erkennen wir Systeme und Daten.“ Wonach sie genau suchen? „Wir beobachten und prognostizieren die Entwicklung von Megatrends.“ Denn Megatrends haben eine besondere Eigenschaft: Sie stören Systeme. Das sei gut, weil es zu Innovation führe. „Aus einem Trend entwickelt sich ein Gegentrend.“ Der vegane Trend verschaffe der Zeitschrift „Beef“ beispielsweise hohe Auflagen. Daraus wiederum können sich zukünftige Entwicklungen ablesen lassen: „Immer mehr Menschen werden zu Flexitariern. Sie essen weniger, aber besseres Fleisch.“ Die Globalisierung erzeuge ebenfalls einen Gegentrend. „Das Outsourcing-Geschäft funktioniert nicht mehr.“ Die industrielle Basis verlagere sich zurück in die Herkunftsländer. „Die Alarmglocken hätte man vor zehn Jahren hören können.“ 

„Ich möchte irritieren. Es muss knirschen, damit sich eine neue Sicht einstellen kann“, beschreibt Horx sein Prinzip. „Wir denken beispielsweise ständig, dass Güter bzw. Rohstoffe knapp werden. Dabei leben wir in einer Ökonomie der Fülle.“ So sei man bereits heute in der Lage aus Müll Rohstoffe zu produzieren.

Wollen wir die Zukunft kennen?

„Oft wollen wir nicht die Wahrheit wissen, sondern nur in unserem Glauben über die Zukunft bestätigt werden. Wir sammeln Informationen so, dass wir uns selbst bestätigen.“ Die Dauer Ehe beispielsweise sei mittlerweile gut vorherzusagen. Dazu beobachten Forscher ein Ehepaar, das über ein wichtiges Thema der Beziehung redet, 15 Minuten lang und messen Puls sowie Stimme. Anschließend wird ausgewertet. „Ehen sind nie dauerhaft harmonisch. Sie bestehen aus einer permanenten Bearbeitung von Mini-Krisen.“ Die Frage sei wie die Krisen bearbeitet werden. „Das Problem der Analyse: Die Forscher haben keine Kunden mehr. Denn was man vorhersagen kann, will anschließend keiner mehr wissen.“ Zudem tauche ein zweites Problem auf: Vorhersagen sind rekursiv: „Wenn wir die Zukunft kennen, leben wir anders.“ 

Um die Zukunft zu sehen, muss man den eigenen Glauben auch bezweifeln können. „Da heißt es: Wahrnehmung gegen Trend.“ Horx empfiehlt zur Selbst-Überprüfung den Global-Ignorance-Test. Eine Erkenntnis daraus: „Die Mitte der Gesellschaft konvergiert. Es gibt weniger bitterarme Menschen, aber eben auch mehr Reiche.“ Die Spanne sei daher vielleicht breiter geworden, aber die Mitte werde stärker. „Positive Meldungen sind jedoch nicht diskussionswürdig.“ Daher seien sie wenig beachtet und kaum existent. „Wir leben in einer extrem friedlichen Zeit. Es sterben mehr Menschen durch Unfälle als durch Kriege.“ Die Geburtenrate sei überall rückläufig. Auch in der islamischen Welt. „Die Weltbevölkerung wird bei 9,8 bis 9,9 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen und dann weniger werden. Etwa zwischen 2050 und 2060“, rechnet der Visionär vor. Gleichzeitig halten sich auch Gerüchte hartnäckig: „Seit 150 Jahren haben wir Angst, dass uns Roboter die Arbeit stehlen. Das ist nicht passiert und wird nicht passieren.“

Auch eines der zentralen Themen der Finanzbranche hält Horx für überholt: „Das Thema Digitalisierung war vor 20 Jahren aktuell. Heute ist das durch. Wir beobachten Strömungen in Richtung Redigitalisierung.“ Facebook-Nutzerzahlen seien rückläufig und neue Geschäftsmodelle entwickeln sich: „Menschen sind auf digitaler Diät.“ Es verbreite sich die Erkenntnis, dass das Internet eine „Wild-West-Technologie“ sei: „Sie halst uns Probleme auf, um sie zu lösen und zerstört kognitive Fähigkeiten.“ 

Wie sieht die Zukunft also aus?

„Digitales wird sich mit Innovativem verbinden. Bereits heute gibt es Unternehmen, die Alltagsprodukte mit einer technischen Innovation ausstatten. Jeans, die auf den Kompost geworfen werden können, Weingläser die nicht mehr zerspringen oder auch Handys, deren Hülle wie ein Schmuckstück mit uns älter wird, aber gleichzeitig immer auf dem neuesten Stand sind.“ Unter dem Namen Neo-Ökologie oder blaue Ökologie werde der Umweltgedanke umgedreht. „Weg von Sünde und schlechtem Gewissen, hin zu im Einklang mit der Umwelt leben.“ Ziel sei es nicht, den Fußabdruck zu verringern, sondern ihn grün zu machen. „Intelligente Verschwendung quasi.“ Der Mensch, Gesundheit und Kultur, das stehe im Zentrum der nächsten Entwicklungsphase. 

„Investieren Sie dort, wo Wissensverbindungen entstehen, wo Probleme gelöst werden“, empfiehlt der 61-jährige. Erfolgreiche und stabile Systeme entständen aus Kooperation, Information, Selbstorganisation, Resilienz und Emergenz (Anpassung). „Lineare Vorhersagen sind nicht möglich. Denken sie daran, die Welt und ihre Systeme sind komplex.“

(TL)

Diesen Beitrag teilen: