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Hellmeyer: „Ereignisse werden grundlegend falsch bewertet“

Folker Hellmeyer
Eurokrise

Beim EAS-Roundtable in München erklärt Folker Hellmeyer, Chefanalyst und Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, welche Chancen und Risiken er derzeit auf den Märkten sieht: Russland und China gehören zu den Zukunftsmärkten. Die USA befänden sich entgegen der vorherrschenden Meinung auf dem absteigenden Ast.

29.10.2015 | 08:24 Uhr von «Teresa Laukötter»

Folker Hellmeyer, Chefanalyst und Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, präsentiert sich auf dem EAS-Roundtable in München vor allem als glühender Verfechter von Strukturreformen. Hier liege der Schlüssel zum Erfolg: „Europa ist auf einem guten Weg und das ist den Strukturreformen geschuldet. Zahlen des Primärhaushaltes, konjunkturell bereinigt, belegen: Sowohl die Eurozone als Ganzes, als auch die Länder selbst, erzielen Überschüsse. Die Konkurrenzfähigkeit der Reformländer ist an den internationalen Märkten wieder hergestellt.“

Der EZB dagegen stellt der Volkswirt ein mangelhaftes Zeugnis aus: „Es gab und gibt keine Notwendigkeit für Maßnahmen à la Quantitative Easing. Die Wirtschaft ist bereits ab Mitte 2013 vor Aufnahme dieser Maßnahme per März 2015 in Schwung gekommen.“ Langfristig  stelle sich die Frage: Wie kommt man aus der Nummer wieder raus? Dauerhafte Subvention schafft neue Problemherde.“

Noch schlechter schneiden für Hellmeyer aber die USA ab. Geradezu meisterhaft würden sie eigenes Marketing betreiben:  „US-Wachstumsprognosen mussten im laufenden Jahr von 3,1 Prozent auf circa 2 Prozent gesenkt werden. Auswirkungen hatte das kaum. Das Wirtschaftswachstum in China sinkt dagegen nur leicht von 7,1 Prozent auf knapp 7 Prozent, verursacht aber international heftige Kursbewegungen. Hier werden Ereignisse grundlegend falsch bewertet.“ In der von Einkommen getriebenen Ökonomie Chinas sei die Rolle des Aktienmarkts bezüglich der makroökonomischen Folgen überbewertet: „Verwerfungen an Chinas Aktienmärkten haben keine entscheidenden konjunkturellen Folgen. Die USA sind das Problem.“ So würden die Strukturen in den USA auch keine Zinswende erlauben: „Die Konsumverschuldung steigt stärker als die mittleren Einkommen. Die Lagerbestände in den USA sind ungewöhnlich hoch, während der Absatz sinkt: So sieht keine gesunde Volkswirtschaft aus.“

Große Sorgen bereiten dem Analysten auch die Tendenzen in Richtung Entglobalisierung. Sanktionen gegen Russland hält er nicht für sinnvoll und zielgerichtet: „Die EU hat ihre ökonomische Zuverlässigkeit aufs Spiel gesetzt.“ Deutsche und europäische Unternehmen würden als Konsequenz dauerhaft ersetzt und verlören Großaufträge, wie zuletzt Siemens für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke. Dabei entstehe in Russland und China derzeit eines der interessantesten Projekte überhaupt: Der Bau einer modernen Seidenstraße. Hier findet sich für den Experten zukünftig das ökonomische Powerhouse der Welt: „Das ist die BRIC-Story reloaded, aber davon hören wir hier zu Lande viel zu wenig.“ Russland, China und Brasilien, dort lasse sich zukünftig nachhaltiges Investment finden. „Unternehmen in Russland sind deutlich unterbewertet.“

Auch wenn es um Griechenland derzeit ruhiger geworden ist, betont Hellmeyer: „Deutschland profitiert von den Entwicklungen enorm: Deutschlands Staatsschulden in Höhe von 2 Billionen Euro können als Folge mit unter einem Prozent finanziert werden, historisch lag der Wert jenseits der drei Prozentmarke. Das ist ein erheblicher Zinsvorteil von circa 40 Mrd. Euro pro Jahr.“ Negativ dagegen ist für ihn eine andere Entwicklung in Deutschland: „Wir haben hier keine Aktienkultur: Das ist absurd.“ Der Grund: Große Unternehmen wie Siemens oder Bayer überlebten Kriege, Schuldenschnitte, Währungsreformen und Hyperinflation, Staatsanleihen dagegen nicht. 

Die Verhandlungen zu dem geplanten Freihandelsabkommen stellen für Hellmeyer langfristig die größten Risiken für Europa und Deutschland dar: „Da soll ein irreversibler Vertrag mit den USA beschlossen werden, obwohl sich die USA bekanntlich nur an Verträge zu Ihren Gunsten halten: Damit laufen die Länder der EU das Risiko, das Selbstbestimmungsrecht auf lange Sicht zu verlieren. Als Demokrat kann ich so etwas nicht unterstützen. Auch Schiedsgerichte sind ein Unding. Sie führen dazu, dass international agierende Großkonzerne im Zeitverlauf den deutschen Innovationstreiber Mittelstand vereinnahmen werden. Als Konsequenz droht auf lange Sicht eine Adaption des US-Geschäfts- und Gesellschaftsmodells mit den bekannten Folgen der Ungleichheit und Verarmung der bürgerlichen Mitte.“ 

(TL)

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