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FRweekly-briefing: Chicken Game

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

16.02.2015 | 06:45 Uhr von «Patrick Daum»

Da waren sie sich Mitte vergangener Woche schon fast einig, die Finanzminister der Eurozone und ihr griechischer Kollege. Wolfgang Schäuble hatte bereits den Heimweg angetreten, da ließ Griechenlands Schatzmeister Giannis Varoufakis die Bombe platzen: Die geplante Abschlusserklärung unterzeichne er jetzt doch nicht. Natürlich: Dadurch hätte sich Griechenland zu weiteren Reformen verpflichtet. Aber eine Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms – als Brückenfinanzierung bis zu einer neuen Übereinkunft mit den Geldgebern – winkte ebenfalls. Also alles wieder auf null. Am heutigen Montag steht das nächste Treffen an.

Dann stehen sich beide Parteien erneut gegenüber. Eine Seite wird nachgeben müssen. Gibt niemand nach, steht ein Crash bevor. In der ökomischen Spieltheorie nennt man das „Chicken Game“ (deutsch: Feiglingsspiel). Es geht um das Szenario einer Mutprobe: Zwei Autos rasen aufeinander zu. Wer ausweicht, verliert. Er beweist seine Angst. Wenn jedoch keiner ausweicht, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Die konkreten Szenarien im Fall Euro-Gruppe gegen Griechenland könnten so aussehen:

Griechenland weicht aus: Das Land lässt sich auf die eigentlich schon abgesprochene Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms ein und setzt die Reformen fort.

Euro-Gruppe weicht aus: Die Euro-Staaten gewähren Griechenland die Brückenfinanzierung und verzichten auf die Weiterführung des laufenden Reformprogramms.

Griechenland und die Euro-Gruppe weichen aus: Das Hilfsprogramm läuft Ende Februar aus, Griechenland erhält die Brückenfinanzierung. Alles andere wird auf den Sommer verschoben. Beide Seiten können so ihr Gesicht wahren. 

Keiner von beiden weicht aus: Die Verhandlungen bleiben ohne Ergebnis, beide Parteien beharren auf ihren Standpunkten. Es kommt zum Crash. Im Ergebnis wäre Griechenland wohl im März pleite. Notkredite von der EZB dürften auch nicht mehr fließen. Das Land müsste auf eine eigene Währung umstellen. Es wäre der unkontrollierte Austritt aus der Eurozone – der „Grexit“. Die Auswirkungen auf die übrigen Staaten sind nicht absehbar.

Commerzbank: „Die Uhr tickt“

Für Sascha Rehbein, Analyst der Weberbank, wäre ein Crash hingegen gar nicht so tragisch, wie er immer beschrieben wird. Heute sei einiges anders als noch 2012. Die Kapitalmärkte behandelten einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone längst isoliert und seien außerhalb des Landes sehr stabil. „Dies ist natürlich positiv zu werten und zeigt, dass die Maßnahmen einzelner EU-Institutionen und Mitgliedstaaten in den vergangenen Jahren Vertrauen geschaffen haben“, sagt Rehbein. Dass die EZB seit vergangenem Mittwoch keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit akzeptiert, erhöht den Druck auf die Hellenen zusätzlich: „Für die griechischen Banken bedeutet das, dass sie wegen fehlender Sicherheiten einen Großteil der bei der EZB geliehenen 56 Milliarden Euro zurückzahlen müssen“, erläutert Christoph Weil, Kapitalmarktexperte der Commerzbank. Vorübergehend könne sich das Land zwar mit Notkrediten über Wasser halten. Doch werde die EZB diesen Schwebezustand kaum akzeptieren. „Die Uhr tickt“, warnt Weil. Wenn der Geldhahn der Zentralbank zu ist, sei ein Austritt aus der Währungsunion kaum zu vermeiden.

Sollten sich Anleger aufgrund dieser Unsicherheiten auf Turbulenzen an den Märkten einstellen? Eher nicht, meinen Analysten. Grund sei der Rückenwind durch die EZB-Liquidität. „Zudem könnten der schwache Euro und die nun deutlich niedriger zu kalkulierenden Energiekosten dem einen oder anderen Unternehmen im Rahmen der weiter laufenden Berichtssaison einen etwas optimistischeren Ausblick entlocken“, schreiben die Analysten der LBBW. 

Charttechniker: „Perspektivisch geht DAX in Richtung 12.000 Zähler“

Auch Weberbanker Rehbein sieht mittelfristig Chancen für steigende Kurse: „Europäische Unternehmen profitieren von den niedrigen Energiepreisen“, beschreibt der Analyst sein positives Konjunkturbild. „Außerdem wird mit dem Durchbrechen markanter Chartmarken in einzelnen europäischen Indizes, wie zum Beispiel im DAX oder EuroStoxx 50, die langfristige Aufwärtsbewegung deutlich unterstützt.“ Der starke Anstieg des US-Dollars habe zudem die Umsatz- und Gewinnaussichten von US-Unternehmen gedrückt. „Im Vergleich zum Vorjahr deutet sich ein Favoritenwechsel zu Gunsten der europäischen Aktienmärkte an.“

Und was sagen die Charttechniker? Christoph Geyer von der Commerzbank will sich nicht festlegen. Charttechnische Warnsignale seien zuletzt weder bestätigt noch negiert worden. Karen Szola vom Finanzen Verlag warnt hingegen. Der DAX habe reichlich Platz nach unten, das aussichtsreiche Bild sei aber kaum gefährdet. „Nach Sachlage sehe ich den Ausbruch über die 10.000er-Marke und das ehemalige Allzeithoch bei 10.093 vom Dezember an geglückt an“, sagt sie. „Das heißt: Der Ausbruch sollte sich nicht als Bullenfalle entpuppen.“ Zwar sei es gut möglich, dass das 10.000er-Niveau nochmal getestet wird. Doch erst bei einem Fall unter 9.800 Zähler müsse der aktuelle Ausbruch als Fehlsignal interpretiert werden. Das kurzfristige Potenzial begrenzt Szola bis auf etwa 11.000 Punkte. Diese Marke hatte der DAX am vergangenen Freitag kurz geknackt. „Perspektivisch ergibt sich beim DAX ein übergeordnetes Kursziel zwischen 11.600 und 12.000 Zählern.“

Was bedeuten diese Meinungen für die heutigen Verhandlungen zwischen Griechenland und der Eurozone? Die Währungsgemeinschaft ist in einer dankbaren Position. Einen Austritt Griechenlands würden die Märkte relativ problemlos verkraften – wahrscheinlich besser als ein Nachgeben der Euro-Staaten. Für Griechenland ist die Lage somit denkbar schlecht. Daher ist die Spieltheorie des „Chicken Game“ hier nur bedingt anwendbar. Denn sie setzt voraus, dass beide Spieler die gleiche Ausganglage habe. Griechenland hat allerdings deutlich mehr zu verlieren. Finanzminister Varoufakis und sein Chef Alexis Tsipras sollten das Lenkrad nicht allzu stur geradeaus richten.

(PD)

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