Henderson: Der beleglose Zahlungsverkehr setzt sich durch

Auch wenn der weltweite Zahlungsverkehr immer noch von Bargeld dominiert wird, wächst die Konkurrenz in Form der Kartenzahlung. Maßgeblichen Anteil daran haben der boomende Online-Handel, Innovationen wie die Mobile-POS(mPOS)-Technologie und die wachsende Beliebtheit von Prepaid-Karten.

09.05.2017 | 16:36 Uhr

Daten und Fakten zur Entwicklung der Kartenzahlung

2015 wurden ca. 41% der weltweiten Konsumausgaben per Karte bezahlt; 2007 lag dieser Anteil noch bei rund 26% (Grafik 1). Grundsätzlich variiert die Marktdurchdringung von Land zu Land, wobei entwickelte Märkte wie Kanada und die USA mit 72% bzw. 57% höhere Werte aufweisen, während in Schwellenländern wie Mexiko und Russland die Verbraucher nur bei ca. 10% ihrer Einkäufe zur Karte greifen. Interessanterweise verharrt auch Europa mit rund 33% auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau; Anhänger des Bargelds finden sich hier besonders in den großen Volkswirtschaften Spanien, Deutschland und Italien. Angesichts der Tatsache, dass einige Länder schon heute eine Marktdurchdringung von 60% bis 70% aufweisen, gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb dieser Wert nicht auch in Ländern erreicht werden sollte, die sich bisher noch zögerlich zeigen.

Wachstumsfaktor 1: E-Commerce

Dass der Wechsel vom Bargeld zur Kartenzahlung nach und nach Fahrt aufnimmt, ist in erster Linie auf den boomenden E-Commerce bzw. Online-Handel zurückzuführen (Grafik 2). Fast 90% aller weltweiten Online-Transaktionen werden per Plastikgeld abgewickelt; das weitere Wachstum dieses Sektors dürfte daher auch dem bargeldlosen Zahlen zugutekommen. Aber auch wenn der E-Commerce auf den ersten Blick hinlänglich etabliert zu sein scheint: Selbst in entwickelten Märkten werden immer noch deutlich mehr Waren offline als online gekauft. So entfallen in den USA nur knapp 10% des gesamten Retail-Umsatzes auf den Online-Handel – eine Zahl, die das Wachstumspotenzial des Sektors mehr als verdeutlicht.

Als Hemmschuh für zügiges Wachstum erwies sich bis dato die mangelnde Kartenakzeptanz lokaler Händler. Ein Problem, das insbesondere, aber bei Weitem nicht nur, Entwicklungsländer betrifft. Dass es in den USA fünf bis sechs Mal mehr elektronische POS-Terminals pro Kopf gibt als im Rest der Welt, lässt darauf schließen, dass Kartenzahlungen auch in anderen Regionen zulegen werden, sobald mehr Terminals in den Geschäften vorhanden sind.

Wachstumsfaktor 2: Mobile Point of Sales (mPOS)

Innovative Technologien wie vor Ort installierte mPOS-Terminals, an denen der Kunde über Tablet oder andere mobile Geräte mit entsprechender Software bezahlen kann, tragen maßgeblich zum Wandel bei (Grafik 3). Aufgrund ihrer geringen Kosten und der einfachen Handhabung könnten sich solche Technologien als Game Changer erweisen, die gerade die Akzeptanz von kleinen bis mittelgroßen Einzelhändlern erhöhen.Verstärkt wird dies durch kostengünstige Plattformen für den mobilen Zahlungsverkehr, die in jüngster Zeit von immer mehr Firmen auf den Markt gebracht werden. Während sich ihre Zahl 2010 noch an einer Hand ablesen ließ, wurden Ende 2016 weltweit ungefähr 330 Plattformanbieter gezählt. Da sie sich zu rund einem Drittel primär auf Schwellenländer konzentrieren, dürfte sowohl die Händlerakzeptanz als auch die Kartennutzung seitens der Konsumenten auf einem nachhaltigen Wachstumspfad sein.

Prepaid-Karten

Auch die zunehmende Verbreitung von Prepaid-Karten fördert den beleglosen Zahlungsverkehr. Prepaid-Karten gibt es in physischer Form als Gutscheinkarte für den Einkauf bei einem bestimmten Händler, als aufladbare Kundenkarte, aber auch als virtuelle Geldbörse z.B. von Starbucks, wo der Kunde ein bestimmtes Guthaben auf seinem Mobiltelefon vorhält.Laut Weltbank verfügen ca. 38% der globalen Bevölkerung nicht über ein eigenes Bankkonto; sogar für die USA wird davon ausgegangen, dass ca. 7% aller Haushalte keinen Zugang zu grundlegenden Bankdienstleistungen haben. Als alternatives Zahlungsmittel können Prepaid-Karten hier Abhilfe schaffen und rücken daher immer stärker in den Fokus der Verbraucher.

Globale Wachstumswerte im Fokus

Das stabile Fundament, das die obigen Faktoren für ein langfristiges Wachstum des beleglosen Zahlungsverkehrs legen, dürfte Unternehmen wie Visa, American Express und anderen zugutekommen, die zum Bestand der Henderson Global Growth Strategy gehören.Als größeres der beiden Zahlungsnetzwerke ist Visa hervorragend positioniert, um vom allmählichen Übergang zur beleglosen Zahlung zu profitieren. Das Unternehmen genießt nicht nur weltweit eine erstklassige Reputation bei Händlern. Es verzeichnet auch trotz seiner Größe ein zweistelliges Wachstum, das durch die zunehmende Kartennutzung und steigende Konsumausgaben befeuert wird. Visa generiert einen erheblichen Liquiditätsüberschuss, der an die Aktionäre weitergereicht werden kann, ist dabei immer noch attraktiv bewertet und dürfte auch langfristig ein erstklassiges Wachstumsunternehmen bleiben.Entsprechend sollte auch das Investment in American Express vom strukturellen Wachstum des Marktes für beleglose Zahlungen profitieren. American Express (Amex) hat insofern eine Sonderstellung inne, als es ein eigenes Kreditkartennetzwerk betreibt, wodurch der gesamte Gewinn direkt im Unternehmen bleibt. Auf diese Weise kann Amex seinen Kunden attraktivere Prämien anbieten als der Wettbewerb, was wiederum deren Bereitschaft erhöht, mit einer Amex-Karte einzukaufen und weitere Punkte zu sammeln – ein einfaches, aber äußerst wirkungsvolles Instrument zur Stärkung des Zahlungsnetzwerks. American Express zeichnet sich seit vielen Jahren durch eine hohe Ertragskraft aus und hat seine Aktionäre kontinuierlich durch Dividenden und Aktienrückkaufprogramme am erzielten Liquiditätsüberschuss teilhaben lassen. Angesichts der günstigen Langzeitaussichten halten wir auch die Bewertung des Unternehmens weiterhin für attraktiv.Insgesamt sind wir der Überzeugung, dass die zunehmende Akzeptanz belegloser Zahlungen und der allmähliche Abschied vom Bargeld langfristig orientierten Anlegern attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen.

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