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Lufthansa: Warum Großaktionär Thiele mit dem Feuer spielt

Lufthansa-Airbus A380
Unternehmen

Auf der Hauptversammlung am Donnerstag entscheidet sich, ob die Airline mit einer Staatsbeteiligung gerettet wird - oder in eine hochriskante Insolvenz schlittert. Was Berater jetzt wissen sollten.

23.06.2020 | 12:40 Uhr von «Maximilian Tichy»

Der Kampf um die Zukunft der Lufthansa spritzt sich zu. Der Vorstand um Carsten Spohr hat mit der Regierung ein umfangreiches Rettungspaket erarbeitet, das die Fluglinie mit dem Kranich retten soll. Die Lufthansa erhält neun Milliarden Euro; der Bund eine Beteiligung in Höhe von 20 Prozent der Aktien der Fluggesellschaft. Der Bund kann sich zwar recht günstig in die Kranich-Linie einkaufen; doch die Lufthansa erhält die Sicherheit, dass sie nicht von einem Konkurrenten übernommen werden kann, denn bei Bedarf kann der Bund seine Beteiligung mit Hilfe einer Wandelanleihe auf 25 Prozent plus eine Aktie ausweiten.

Die Bundesregierung beteuert, ihre Stimmrechte nicht nutzen zu wollen, um Einfluss auf das Geschäft zu nehmen. Eine direkte Einflussnahme der Politik auf das Unternehmen ist also nicht ohne weiteres möglich. Großartige Zugeständnisse muss die Lufthansa nicht leisten: Die Politik verlangt keine Beschäftigungsgarantien; keine minimale Abnahme neuer, teurer, energieeffizienter Flugzeugtypen; kein Verzicht auf Inlandflüge (wie es bei Air France/KLM der Fall ist); einzig eine Handvoll Landeerlaubnisse in München und Frankfurt müssen abgegeben werden - aber auch hier hielt sich die europäische Kommission sehr zurück.

Doch dies ist zumindest einem Aktionär nicht genug. Heinz Hermann Thiele, seit der vergangenen Woche größter Aktionär bei der Lufthansa - er hält 15,52 Prozent der Aktien - ist Unzufrieden mit dem Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kritisierte er, mit dem ausverhandelten Rettungspaket "überfallartig" konfrontiert worden zu sein. Die mögliche Staatsbeteiligung der Bundesregierung an der Lufthansa lehnt er auch ab, eine indirekte Beteiligung über Kredite der KfW wäre ihm lieber.

Das Problem: Vorausgesetzt an der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag (25.06) ist weniger als 50 Prozent des stimmberechtigten Kapitals vertreten, so braucht es eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen um die Kapitalerhöhung, die Voraussetzung für die Beteiligung des Bundes an der Lufthansa ist, zu ermöglichen. Doch, wie Reuters aus einem internen Schreiben der Lufthansa zitiert, waren bis zum Montag nur 38 Prozent des Kapitals zur Hauptversammlung angemeldet.

Damit hätte Thiele alleine genug Stimmen, um die Kapitalerhöhung platzen zu lassen: wenn er dies denn will. Insgesamt müssten mehr als 46,6 Prozent des Kapitals der Lufthansa auf der Hauptversammlung anwesend sein und geschlossen für das Rettungspaket stimmen um die Kapitalerhöhung auch gegen den Widerstand Thieles durchzusetzen. Ob er gegen oder für die Kapitalerhöhung stimmt, lässt Thiele bisher offen.

Er stößt allerdings mit seiner - recht späten - Infragestellung des Rettungspakets auf Unverständnis. Rettungspakete sind, so Finanzanalyst Wolfgang Donie, von der Norddeutschen Landesbank "immer ein Kompromiss und in der jetzigen Situation finde ich das Paket gut tragbar". Auch die Kritik Thieles, Spohr hätte in den Verhandlungen mit der Bundesregierung bessere Konditionen herausholen können, wird nicht überall geteilt.

So sagt der Finanzanalyst Guido Hoymann, von Metzler Capital Markets: "Er hat, im Sinne der Aktionäre, sehr gut verhandelt und viele Forderungen aus der Politik - wie den Verzicht auf Inlandsflüge oder eine verpflichtende Abnahme umweltschonender Flugzeugtypen - abgewehrt".

Nach der Veröffentlichung von Thieles Kritik in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", war der Lufthansa-Kurs kurzfristig gestiegen - die Börsen schienen seinen Versuch, das Rettungspaket neu zu verhandeln mit Wohlwollen zu betrachten. Doch am Montag, dem ersten Handelstag seit dem Ausscheiden der Lufthansa aus dem DAX, verlor die Aktie wieder deutlich.

Laut Reuters traf Thiele sich am Montag mit Vertretern der Bundesregierung, unter ihnen Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Peter Altmaier, um das Rettungspaket zu besprechen: Doch schon im Vorfeld hatte Scholz eine Änderung des Pakets ausgeschlossen.

Auch Brancheninsider halten eine Neuverhandlung des Rettungspakets für unwahrscheinlich, denn in dem Fall würde sich die Bundesregierung erpressbar machen durch Firmen, die ihre eigene, drohende Insolvenz als Druckmittel missbrauchen, um bessere Konditionen zu verhandeln. Offizielle Aussagen zu den Ergebnissen des Treffens gibt es nicht, doch neu verhandelte Konditionen Rettungspakets wurden auch nicht angekündigt.

Sollte Thiele jedoch das Rettungspaket ablehnen, so müsste die Lufthansa wohl innerhalb kürzester Zeit eine Insolvenz im Schutzschirm verfahren beantragen. Dabei werden dem beantragenden Unternehmen Gelder zur Verfügung gestellt, um die Gehälter aller Mitarbeiter für drei Monate zu sichern. Währenddessen hat das Unternehmen Zeit, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Auch könnte sich die Lufthansa ihrer Milliardenschweren Pensionsverpflichtungen entledigen, die dann vom Pensionsversicherungsverein getragen werden müssten. Der Pensionsversicherungsverein, sowie die Gehälter der Mittarbeiter von Unternehmen in Schutzschirmverfahren werden über Umlagen von allen anderen Unternehmen der deutschen Wirtschaft bezahlt.

Eine Großinsolvenz wie die Lufthansa, würde ihre Beiträge zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt in die Höhe treiben. Auch wie erfolgreich das Schutzschirmverfahren für die Lufthansa ausgehen wird ist fraglich: denn die Zahl der Fluggäste dürfte auch in den nächsten Monaten stark reduziert sein. Schafft es ein Unternehmen im Schutzschirmverfahren allerdings nicht, nach drei Monaten erfolgreich zu sanieren, droht die endgültige Insolvenz. Das bedeutet schlussendlich dann auch, dass die Aktionäre all ihr investiertes Geld verlieren.

So unattraktiv eine Staatsbeteiligung auch sein mag, so sehr die Aktien der Bestands-Aktionäre durch die anstehende Kapitalerhöhung verwässert werden, sind diese wieder aufholbaren Verluste doch einem Komplettverlust vorzuziehen. Es gibt also denkbare Alternativen zur Staatsbeteiligung: die damit verbundenen Risiken sind aber bedeutend höher.

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