La Financière de l’Echiquier: Die Fehlsignale des US-Arbeitsmarktberichts

Der US-Arbeitsmarktbericht von vergangenem Freitag brachte positive Überraschungen: Die langfristigen Zinsen stiegen und die Märkte erholten sich, wie Olivier de Berranger, Chief Investment Officer (CIO) bei La Financière de l’Echiquier (LFDE), feststellt. Zugleich mahnt er jedoch, die Entwicklung differenziert zu betrachten.

14.03.2018 | 09:52 Uhr

Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht wurde von den Märkten voller Spannung erwartet. Der letzte Bericht vor einem Monat hatte eine heftige Korrektur an den Aktienmärkten ausgelöst, da die Anleger wegen des unerwartet starken Anstiegs der Stundenlöhne in Sorge gerieten. Da dieser Anstieg die massiven Erhöhungen des Mindestlohns, die nach der Verabschiedung der Steuerreform angekündigt wurden, nur teilweise beinhaltete, waren ein neuerlicher Anstieg der Löhne und möglichweise sogar eine erneute Überraschung zu erwarten. Eine Überraschung gab es tatsächlich, jedoch im negativen Sinne. Während die Konsenserwartungen von einem monatlichen Lohnanstieg von 0,3 % ausgingen, lag dieser nur bei 0,1 %. Dagegen bildete der andere Teil des Berichts das anhand der geschaffenen Stellen und der geleisteten Wochenstunden gemessene „Volumen“ der Arbeit ab und überraschte sogar: Die Zahl der neuen Stellen lag mit einer Aufwärtskorrektur der Zahlen des Vormonats nicht wie erwartet bei 205.000, sondern bei 313.000. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 34,5 Stunden bei erwarteten 34,4 Stunden.

Nach der Bekanntgabe dieser unerwartet guten Zahlen stiegen die langfristigen Zinsen und die Märkte erholten sich. Aus gutem Grund: Solche Zahlen vermitteln ein positives Szenario des Zinsanstiegs sowie der Folgen der Steuerreform, eines Szenarios, bei dem die Aussichten auf eine Zunahme des Wachstums die Unternehmen zu massiven Einstellungen veranlassen, während sie zugleich die Arbeitsproduktivität verbessern und mehr investieren. Dies könnte zu einer Erhöhung des potenziellen Wachstums führen und würde einen Anstieg der langfristigen Nominalzinsen bewirken, der durch die Erhöhung der Realzinsen und nicht der Inflation bedingt ist. Mit 313.000 Neueinstellungen in dieser Phase des Zyklus – gegenüber durchschnittlich 200.000 seit Ende 2010 – und zugleich einem auf 0,1 % begrenzten monatlichen Lohnanstieg erscheint die Konstellation für einen Zinsanstieg ohne Belastungen für die Aktienmärkte perfekt.

Dieser erste Eindruck muss jedoch differenziert werden. Eine der Erklärungen für die schwache Lohninflation in den USA im Jahr 2017 lautet, dass der wesentliche Teil der Neueinstellungen in den letzten Quartalen Arbeitslose betraf, die seit langem fern des Arbeitsmarktes waren und mäßige Löhne akzeptierten. Dies führte zu einem nur geringen Anstieg des durchschnittlichen Stundenlohns, während der Medianlohn im Einklang mit dem Arbeitsmarkt zulegte. In den Februar-Zahlen könnte sich dieses Phänomen in zwei auffälligen Punkten niederschlagen: in einer äußerst hohen Zahl neu geschaffener Stellen, die fast 50 % über dem Durchschnitt der letzten acht Jahre liegt, und in einer von 62,7 % auf 63 % gestiegenen Erwerbsquote, d. h. dem stärksten monatlichen Zuwachs seit April 2010. Anders gesagt geht es um massive Einstellungen einer arbeitsmarktfernen Bevölkerungsgruppe, die bei Lohnverhandlungen nicht die gleiche Position wie etablierte Arbeitnehmer hat.

Dies ist eine wichtige Klarstellung, denn hohe Lohninflationszahlen, die für die Märkte eine neue Belastung darstellen können, sind künftig nicht ausgeschlossen, sobald diese Phase massiver Einstellungen verdaut ist.

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