La Financière de l’Echiquier: Was kommt nach den Midterms?

Marktkommentar

Mit ihrer neu gewonnenen Mehrheit im Repräsentantenhaus können die Demokraten den US-Präsidenten zu Zugeständnissen zwingen. Davon könnten vor allem die von Trump geplanten Steuersenkungen betroffen sein. Ein Kommentar von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei La Financière de l’Echiquier.

13.11.2018 | 11:40 Uhr

Die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen lassen sich kaum als „blaue Welle“ bezeichnen (Blau ist die traditionelle Farbe der Demokratischen Partei). Zwar hat das demokratische Lager erwartungsgemäß die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückerobert, aber im Senat haben die Republikaner die Kontrolle behalten und sogar noch zwei Sitze hinzugewonnen. Durch dieses Ergebnis wird das Machtgleichgewicht in den USA leicht verändert, mit mehr oder weniger direkten Auswirkungen auf die Märkte.

Im Wahlkampf für die Midterms hatte Donald Trump weitere Steuersenkungen angekündigt. Dieses Ansinnen wird nun durch die demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus im Keim erstickt. Die Pläne wären aber wohl auch im republikanischen Lager auf Widerstand gestoßen. Denn eine solche Maßnahme hätte den Inflationsdruck erhöht und höhere Zinssätze gerechtfertigt. Dies hätte sich vor allem auf die Aktien- und Anleihenmärkte negativ ausgewirkt. Überdies wird das Weiße Haus nun wohl verstärkt Kompromisse bei den Staatsausgaben eingehen müssen. Dies dürfte die Sorgen um das prognostizierte Haushaltsdefizit lindern und somit einen zu hohen Druck auf die langfristigen Zinssätze vermeiden.

Ein umfangreiches Programm für Infrastrukturausgaben war ein Kernpunkt von Trumps Wahlkampagne, und der US-Präsident scheint nicht darauf verzichten zu wollen. Die Demokraten geben sich bei diesem Thema sehr aufgeschlossen, und sofern die Ausgestaltung dieses Programms keinen ausufernden Haushalt nach sich zieht, scheint ein Kompromiss möglich. Wir könnten demnach einen Schub für die Investitionen erleben, der insbesondere die Sektoren Bauwesen und Ausrüstungsgüter fördern würde. In erster Linie käme dies US-Unternehmen zugute, aber auch europäische Unternehmen könnten hiervon profitieren.

Beim Thema Diplomatie geht es vor allem um die Beziehungen zu China. Bisher konnte Donald Trump die neuen Zölle mithilfe eines Dekrets zur Verteidigung der Interessen der Vereinigten Staaten verhängen, mit dem er die Zustimmung des Kongresses umgehen konnte. Die Demokraten könnten nun ein Gesetz auf den Weg bringen, das dieses Dekret ungültig macht, und könnten hierbei auf einige Gegenliebe im republikanischen Lager zählen. Denn manche Abgeordnete der Grand Old Party sind für die Klagen von Unternehmen empfänglich, die sich um die Spannungen im Zuge des Handelskrieges sorgen. Dies ist aktuell aber nur eine Hypothese. Überdies könnte Donald Trump nun nach der letztlich moderaten Niederlage bei den Midterms die Wahlkampfrhetorik beiseitelassen und sich darauf fokussieren, mit China ein Abkommen zu erzielen.

Für alle, die sich für Zahlen begeistern, gibt es zudem noch schöne Statistiken über die Märkte nach den Midterms: Seit dem Jahr 1950 legte der S&P 500 Index in den Jahren, in denen Zwischenwahlen stattfanden, von seinem Tief im Oktober bis zum Jahresende durchschnittlich um 10,7 Prozent zu. Bis heute legte er seit seinem Tief vom 29. Oktober bereits um 6 Prozent zu. Gibt es also noch Potenzial für eine Kursrallye zum Jahresende?

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