La Financière de L‘Echiquier: Unternehmen weiter auf Kurs

Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei La Financière de l’Echiquier
Marktkommentar

Die insgesamt zufriedenstellenden Unternehmensergebnisse konnten in der vergangenen Woche kein Kursfeuerwerk auslösen. „Ist dies ein Zeichen dafür, dass alle guten Nachrichten bereits eingepreist wurden?“ fragt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE.

30.04.2019 | 09:16 Uhr

Die vergangene Woche war geprägt von einem geringen Handelsvolumen aufgrund mehrerer Feiertage in vielen Ländern, weshalb die Nachrichten vor allem von den Quartalsergebnissen der Unternehmen dominiert wurden. Fast ein Drittel der im S&P 500 notierten US-Unternehmen veröffentlichte seine Ergebnisse, und 45 Prozent der Mitglieder des Leitindex der US-Börse legten ihre Bilanz für das erste Quartal offen. Insgesamt waren die Daten zufriedenstellend. Fast 78 Prozent der genannten US-Unternehmen meldeten die Konsenserwartungen übersteigende Gewinne. Dieser Anteil ist historisch betrachtet nur durchschnittlich und keine echte Überraschung, denn die Schätzungen der Analysten waren in den vergangenen Monaten deutlich nach unten korrigiert worden. Festzuhalten ist jedoch die sehr gute Verfassung einiger Börsenschwergewichte.

Besonders hervor tat sich dabei der Technologiesektor. Microsoft meldete aufgrund des sehr dynamischen Wachstums der Cloud-Angebote mit 8,8 Milliarden US-Dollar einen um 19 Prozent höheren Nettogewinn. Facebook verzeichnete ohne die außerordentliche Rückstellung für die Affäre um Cambridge Analytica insbesondere dank einer guten Kostenkontrolle einen Gewinn je Aktie von 1,89 US-Dollar im Vergleich zu erwarteten 1,63 US-Dollar. Amazon erzielte einen Gewinn je Aktie von 7,09 US-Dollar, während die Konsensschätzung bei 4,72 US-Dollar lag. Ebenfalls interessant war, dass auch Ebay sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die Erwartungen übertraf und sich bezüglich der Geschäftsaussichten zuversichtlicher zeigte. In den anderen Sektoren vermeldete Coca-Cola einen deutlichen Umsatzanstieg, der durch die Nachfrage in der EMEA-Region (Europa/Naher Osten/Afrika) und durch die Dynamik in der Abfüllungssparte befeuert wurde. Procter & Gamble reagierte positiv auf die Nachfrage aus China und veröffentlichte einen Gewinn pro Aktie, der, gestützt durch den Wachstumsmotor Beauty-Produkte, über den Schätzungen lag (1,12 US-Dollar vs. 1,03 US-Dollar). Zudem übertrafen die Ergebnisse von Caterpillar, insbesondere aufgrund eines höheren Absatzvolumens, leicht die Erwartungen.

Trotz dieser erfreulichen Zahlen fielen die Reaktionen des Marktes sehr unterschiedlich aus. Zwar wurden die Ergebnisse aus dem Technologiesektor begrüßt, doch dies galt kaum für den Rest der Börse. So litt Caterpillar unter dem Rückgang des Absatzes im Baugewerbe in der Region Asien-Pazifik, und auch der Kurs von Verizon ging trotz überraschend guter Ergebnisse und einer Anhebung der Ziele zurück. Insgesamt wurden die guten Ergebnisse bis auf wenige Ausnahmen von den Anlegern nur wenig oder überhaupt nicht positiv aufgenommen. Ist dies ein Zeichen dafür, dass alle guten Nachrichten bereits in die Kurse eingepreist wurden? Es lässt sich jedenfalls feststellen, dass die Bewertungen auf ihre Höchststände der Jahre 2017 und 2018 zurückgekehrt sind und dass die zufriedenstellenden Unternehmensergebnisse die Märkte nicht weiter nach oben ziehen können – zumindest, solange die gesamtwirtschaftlichen Daten sich nicht spürbar erholen.

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