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Kolumne

Was Nu?

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: der fulminante Börsenstart der brasilianischen Nu Holdings.

13.12.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Der Börsengang der Nu Holdings an der New York Stock Exchange hätte nicht besser laufen können. Die Aktien wurden dem brasilianischen Fintech förmlich aus der Hand gerissen. Schon kurz nach Börsenstart lag der Aktienkurs rund 25 Prozent über dem Ausgabepreis. Nach einem kurzen Rücksetzer notierten die Papiere am Ende der Woche sogar noch höher. An der Börse hat die Nu Holdings am vergangenen Mittwoch 2,6 Milliarden Dollar von Investoren eingenommen. Mit dem Geld will das Unternehmen weltweit expandieren. Namhafte Investoren wie Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway sind davon überzeugt und haben sich große Aktienpakete gesichert. Risikokapitalgeber wie die japanische Softbank, Sequoia Capital und Tiger Global haben beim Börsengang in der vergangenen Woche bereits Kasse gemacht, sind aber immer noch engagiert.

Das junge Unternehmen ist derzeit rund 53 Milliarden Dollar wert – und damit das wertvollste Finanzinstitut Lateinamerikas. Da drängt sich die Frage auf: Was macht dieses Unternehmen so hip? Die Antwort ist gar nicht so einfach. Oberflächlich betrachtet, hat Nu ein kompromisslos auf Wachstum gebürstetes Produkt auf die Beine gestellt. Kernstück des offiziell auf den Cayman Islands beheimateten Fintechs ist die Nubank. Das Produktportfolio der Bank ist überschaubar. Kunden können eine kostenlose Kreditkarte und ein Konto führen. Seit einiger Zeit werden auch Konsumentenkredite angeboten. Die Bankkunden sind nahezu ausschließlich in Lateinamerika zu Hause, vor allem in Brasilien, der Heimat der Unternehmensgründer. 

Pro Kunde erzielt die Nubank rund 16 US-Dollar Ertrag pro Jahr. Das sind Peanuts im Vergleich zur klassischen Finanzindustrie. Hier liegt der Durchschnitt bei etwa 300 US-Dollar. Selbst die deutsche Neo-Bank N26, vom Geschäftsmodell noch ehesten vergleichbar mit der Nubank, schafft 60 US-Dollar Ertrag. Doch was die Börsianer begeistert, ist wohl nicht der Ertrag pro Kunde, sondern das enorme Wachstum. Täglich eröffnen 40 000 Menschen ein Konto bei der Nubank. Das ist schon eine Hausnummer. Man könnte sagen: Die Masse macht´s. Böse gesprochen, könnte man auch sagen: Kleinvieh macht auch Mist. Und die Infrastruktur ist bei der Nubank sehr schmal gehalten. Der Kostenapparat ist vergleichsweise klein, das Produktportfolio schlank. Kunden können ihr Konto nur über ihr Smartphone führen. Viele hatten vorher gar kein eigenes Konto. Hier werden keine Yuppies als Zielgruppe angesprochen. Die Kombination aus geringen Fixkosten und starkem Wachstum könnte ein Grund sein, die Aktie zu kaufen. Und wer noch ein wenig Glamourfaktor braucht, darf sich an der brasilianischen Sängerin Anitta erfreuen, die nicht nur die Werbe-Ikone der Nubank ist, sondern auch in deren Kontrollrat sitzt.

Sehen Sie sich das Video ruhig an, das Anitta extra für die Nubank inszeniert hat. Nett. Wenn auch stimmlich nicht wirklich überzeugend. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Außerdem sitzt die Frau ja auch in einem Bankenkontroll-Board. Sie war auf der Bühne vielleicht mit ihren Gedanken bei ihrem Aktienportfolio.

Egal. Ende der Werbepause. Willkommen zurück im Leben. Und da sollten Investoren wieder auf die Fakten schauen – und ihren Blick ein wenig nach links und rechts wenden. Da sehen Sie zum Beispiel das Berliner Fintech Mambu. Das wird derzeit mit einem Wert von 4,8 Milliarden Euro taxiert. Die Bewertung beruht laut einem Handelsblatt-Bericht auf einem prognostizierten Umsatz von 165 Millionen US-Dollar für das Jahr 2022. Sie haben noch nie von Mambu gehört? Macht nix. Mambu ist keine Bank. Mambu baut die Infrastruktur für das Bankgeschäft der Zukunft. Neobanken wie N26 laufen auf Mambu-Plattformen. Irgendwo in der Cloud laufen die Algorithmen und Datenbanken. Die Finanzinstitute, gerade die neuen, hippen, nutzen die Strukturen und kleben nur noch ihr Logo drauf. Das ist konsequent. So lassen sich Entwicklungskosten sparen. Finanzinstitute, die solche Services nutzen, wie Mambu sie entwickelt, sind immer auf dem neuesten Stand der Technik, ohne selbst viel Personal, hohe Kosten und andere Ressourcen dafür aufwenden zu müssen. Auch die Nubank wird bei der Weiterentwicklung ihres Produktportfolios auf Anbieter wie Mambu zurückgreifen. Alles andere wäre dumm. Eine Stärke der Bank sind ja gerade die niedrigen Kosten, die sie auch weiterhin niedrig halten muss, um mit der überwiegend finanzschwachen Kundschaft Geld verdienen zu können.

Die Schattenseite der Entwicklung ist, dass auch Nubank-Konkurrenten, von denen schon etliche am Markt sind und demnächst auch an die Börse streben, dieselben Gedanken haben. Die Technik im Hintergrund ist also bei vielen Neobanken nahezu identisch. Es kommt in Zukunft also mehr aufs Marketing an und welche Kundengruppen die neuen Smartphone-Banken anziehen können. Man darf deshalb gespannt sein, welches Instagram-Girl zum Beispiel die US-amerikanische Neobank Chime in seinen Banken-Kontrollrat berufen wird. Chime will im kommenden Jahr an die Börse gehen und wird vorbörslich derzeit in etwa so hoch bewertet wie die Nu Holding. Tipp zur Auswahl des betreffenden Maskottchens: Die brasilianische Sängerin Anitta hat derzeit rund 60 Millionen Follower auf Instagram. Will Chime hier mithalten, müssen sie schon eine Schublade höher greifen. Wie wäre es zum Beispiel mit Beyoncé? 163 Millionen Follower sollten für einen gelungenen Börsenstart wohl reichen.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht die europäische Statistikbehörde aktuelle Zahlen zur Industrieproduktion in Europa. Erwartet wird eine Steigerung von 3,4 Prozent auf Jahresbasis. Nimmt man die Produktionszahlen vom vergangenen Jahr als Maßstab, ist das keine Industrierally. Europa braucht wohl noch etwas Zeit, um Corona zu verdauen.

Am Mittwoch zieht das Statistische Amt in China nach. Auch dort werden die Zahlen für die Entwicklung der Industrieproduktion veröffentlicht. Erwartet wird ein Plus von 3,8 Prozent. Für chinesische Verhältnisse ist das lächerlich wenig – vor allem mit dem Blick auf die Vergleichszahlen im vergangenen Coronajahr.

Am Donnerstag veröffentlicht Japan Zahlen zur Handelsbilanz, zu Ex- und Importen. Und siehe da: Japan, das alle Welt als Exportnation wahrnimmt, wird wohl erneut eine negative Handelsbilanz ausweisen. Im ablaufenden Jahr hat Japan seine Importe um voraussichtlich 40 Prozent gesteigert, während die Exporte nur um rund 21 Prozent gestiegen sind. Auch absolut steht unter dem Strich schon jetzt ein negativer Betrag. Das ist bemerkenswert.

Am Freitag drohen die neuen Zahlen zum Verbraucherpreisindex in der Eurozone. Die Preissteigerung wird voraussichtlich wieder irgendwo bei fünf Prozent liegen. Und wieder werden viele Medien mit großen Schlagzeilen über die überbordende Preisspirale berichten. Warten wir es ab. Bleibt der Ölpreis weiter unter Druck, wird das Jahr 2022 vermutlich gar nicht so teuer, wie viele Kommentatoren derzeit befürchten.

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