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Kolumne

TV-Arena der belanglosen Fragen

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: der Auftritt der Kanzler-Kandidaten bei ARD und ZDF.

13.09.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Früher gab es einmal die Formate „Journalisten fragen – Politiker antworten“ und „Bürger fragen – Politiker antworten“. Reinhard Appel, der beide Sendungen über viele Jahre hinweg moderierte, ist vergangenes Jahr gestorben. Mit ihm, so scheint es im Jahr 2021, ist auch der Geist der beiden TV-Formate dahingeschieden. Schon die Interviews der drei Kanzlerkandidaten, die bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen waren, waren enttäuschend – völlig harmlos in der Sache, aber scharf und manchmal sogar respektlos im Ton. Unvergessen bleibt etwa das ZDF-Sommerinterview mit Olaf Scholz, der im Laufe des Gesprächs niesen musste. Moderatorin Shakuntala Banerjee ließ ihm jedoch keine Gelegenheit, sich die Nase zu putzen und hakte, ohne zu zögern oder eine Reaktion auf Scholz´ Entschuldigung zu zeigen, weiter nach zur politischen Zukunft von Heiko Maas. Eine Frage, die, mit Verlaub, für Deutschland eher keine so wichtige Rolle spielt. Im ARD-Sommerinterview mit Annalena Baerbock sorgte auch Moderatorin Tina Hassel nicht nur durch ihre hektische und übermotivierte Gesprächsführung für Irritationen, sondern auch für einen zutiefst peinlichen Moment, als sie Baerbock fragte: „Die kommende Regierung, das ist die Schlussfrage, könnte die letzte sein, in der die Klimakatastrophe überhaupt noch abzumildern ist. Wie würden Sie Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chancen verspielt hätten, ihre entscheidenden Weichen in der Regierung zu stellen?“ Was wollte Hassel hier implizieren? Dass uns die weltweite Klimakatastrophe ereilt, weil die Grünen-Kandidatin ihren Lebenslauf aufgehübscht und für ihr Buch von anderen abgeschrieben hatte?

Schwamm drüber. In der vergangenen Woche kamen die Bürger zu Wort. In der ARD-Wahlarena und bei ZDF Klartext hatten ganz normale Menschen ohne investigativen Anspruch die Gelegenheit, bessere Fragen zu stellen als die Journalistinnen. Olaf Scholz und Annalena Baerbock traten in der Wahlarena an, Armin Laschet bei Klartext. Alle drei schlugen sich wacker angesichts der zum Teil unkonventionellen Fragestellungen. Baerbock blieb im Angriffsmodus und parierte gekonnt ein Kompliment zu ihren Schuhen. Olaf Scholz bügelte aalglatt jedes kritische Thema mit einem Faktengewitter unter freundlichem Lächeln ab. Am Ende fasste ein Zuschauer auf Twitter Scholz´ Auftritt so zusammen: „Clever, wie Scholz einlullt! 1. Ich hab dich lieb. 2. Ja, Sie haben recht 3. Immer Betroffenheit ausstrahlen. 4. Immer nicken. 5. Das Gefühl ausstrahlen: Man nimmt den Fragesteller ernst. 6. Ja nicht widersprechen. 7. Wenden Sie sich direkt an mich. So wird man Kanzler!“ Am Donnerstagabend schließlich rundete Armin Laschet bei ZDF Klartext die öffentliche Bürgerfragenrunde ab. Der strauchelnde CDU-Kanzlerkandidat präsentierte sich kompetent und bürgernah. Er lachte auch nicht an der falschen Stelle. Es unterlief ihm kein Patzer. Immerhin. Im Konrad-Adenauer-Haus dürfte man am Ende der Sendung erleichtert gewesen sein. Man ist in diesen Tagen bei der CDU auch schon für kleine Lichtblicke dankbar.

Höhepunkt der abgelaufenen Woche sollte dann am Sonntag das sogenannte Triell mit Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet sein, das parallel von ZDF und ARD ausgestrahlt wurde. Von "Höhepunkt" konnte jedoch leider keine Rede sein. Die Fragen der Moderatoren blieben weitgehend kleinteilig bei vergangenen und aktuellen Problemen - und nach der unvermeidlichen Koalitionsfrage, die erwartbar keine neuen Erkenntnisse brachte. Und so betrieben Scholz und Laschet ausschweifend Vergangenheitsbewältigung. Annalena Baerbock versuchte immerhin, zu benennen, was ihre Partei in Zukunft anders machen will als die jetzige Regierung. Ausgerechnet beim Thema Rente, dem einzigen wirklich wichtigen Thema, zu dem die beiden Moderatoren von ARD und ZDF auch einmal nach den Plänen der Parteien zur Zukunft dieses Landes fragten, verschwieg die Kanzlerkandidatin der Grünen, was in ihrem Parteiprogramm steht. Was schade ist. Anders als SPD und CDU, die keine (SPD) oder nur vage (CDU) Ideen dazu haben, wie unser Rentensystem auf sichere Füße zu stellen ist, hatten die Grünen sich viel Gedanken darüber gemacht und in ihrem Wahlprogramm niedergeschrieben. Warum Baerbock die Chance nicht nutzte, das Konzept kurz vorzustellen, bleibt offen. Drei Interpretationen sind möglich: Entweder Baerbock ist vom Konzept ihrer eigenen Partei nicht überzeugt, oder sie hat Angst, dass es bei potenziellen Wählern nicht gut ankommt - oder sie hat es einfach verschusselt. Es würde in ihre persönliche Fehlerliste in diesem Wahlkampf passen.

Doch was bleibt Wählerinnen und Wählern am Ende dieser Woche an Erkenntnissen nach den Schauläufen der Möchtegern-Kanzler und -innen? Leider nicht viel. Man hat viel erfahren darüber, wie Politiker Einzelschicksale von Bürgern rhetorisch zu Grundsatzfragen umdeuten können. Themen wie die Flutkatastrophe im Ahrtal, Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Ehepaare, die Ausrüstung von Polizei und Bundeswehr, die Durchlüftung von Schulen und die Bezahlung von Pflegekräften wurden in den Sendungen angeschnitten. Was aber vor allem auffiel, war, dass sehr, sehr wichtige Fragen auch in dieser Woche unbeantwortet blieben. Um nur einige Beispiele zu nennen: Wie soll das Krankenkassensystem reformiert werden? Wie will eine künftige Regierung das Rentensystem auf sichere Füße stellen? Welche Maßnahmen sind nötig, um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben? Wie lässt sich unser Steuersystem vereinfachen? Kanzlerkandidaten, die für diese Themen einen Masterplan hätten, wären sicher in der Lage und dankbar gewesen, ihre Konzepte dazu mit wenigen Worten zu skizzieren und zu erklären. Scholz, Baerbock und Laschet hatten Glück. Sie wurden von den Menschen im Studio nicht gezielt danach gefragt. Es ist nur eine Vermutung: Reinhard Appel hätte sich damals nicht mit solchen Phrasen abspeisen lassen, wie man sie sich in dieser Woche von den drei Politikern anhören musste.

Ausblick auf die wichtigsten Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht das US-Statistikbüro neue Zahlen zum Verbraucherpreisindex. Derzeit steigen die Preise in den USA monatlich durchschnittlich um 0,4 bis 0,5 Prozent. Auf Jahresbasis läuft dies auf eine Preissteigerung von ungefähr 5,4 Prozent für 2021 hinaus. Es bleibt spannend, wie die Fed die Entwicklung in den kommenden Monaten bewerten und kommentieren wird. Bis jetzt sind Zinserhöhungen angeblich noch kein Thema. Kein Wunder. Müsste Joe Biden sein ambitioniertes Billionen-Investitionspaket mit höheren Zinsen finanzieren, hätten die USA ein Problem. Da nimmt die Fed eher in Kauf, dass die US-Konsumenten höhere Preise für Kleidung, Autos und Kartoffelchips zahlen.

Am Mittwoch gibt Chinas staatliche Statistikbehörde bekannt, wie sich die Immobilienpreise in China entwickeln. Der Trend ist rückläufig. Die Preissteigerungsdynamik hat in den vergangenen zwölf Monaten spürbar nachgelassen. Ein kritischer Blick auf die chinesische Immobilienbranche ist angebracht. Der hochverschuldete Immobilienkonzern Evergrande steht offenbar kurz vor dem Zusammenbruch. Zulieferer und Mitarbeiter werden schon nicht mehr in vollem Umfang bezahlt. Es wird bereits darüber spekuliert, in welchem Umfang Chinas Regierung den Konzern rettet, um einen Dominoeffekt zu verhindern. Es stehen nicht nur 200.000 Arbeitsplätze bei Evergrande auf dem Spiel. Ein Konkurs würde empfindliche Löcher in die Bilanzen zahlreicher Banken reißen.

Am Donnerstag bezieht das US-Handelsministerium zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten Stellung. Seit Monaten gehen die Umsätze zurück. Das ist angesichts steigender Inflation ein irritierender Fakt.

Am Freitag gibt die EU-Statistikbehörde Eurostat den aktuellen Wert des Verbraucherpreisindex für die Eurozone bekannt. So, wie es sich derzeit anlässt, läuft es auf eine Indexsteigerung von drei Prozent für das laufende Jahr hinaus. Es bleibt abzuwarten, ob dies nur der Anfang einer Preissteigerungsspirale ist oder ob die Preise sich einpendeln.

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