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Kolumne

Merkel geht, Omikron kommt

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Zapfenstreich für Alpha-Woman.

06.12.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Eine Ära geht zu Ende. 16 Jahre sind eine lange Zeit. Da darf man schon mal eine Träne verdrücken. Manche sind wehmütig, weil sie sich die Republik ohne Angela Merkel gar nicht mehr vorstellen können. Es gibt Millionen von Wählerinnen und Wählern, die es noch niemals anders erlebt haben und sich nun an die neue Erfahrung herantasten müssen, wie das so ist ohne die verschmitzt lächelnde Dauerkanzlerin mit Raute vor dem Bauch. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das sollte man nicht unterschätzen. Manche Menschen müssen sich jetzt komplett neu sortieren. Für einige ist der Amtsnachfolger womöglich ein Schock. Ein Mann als Bundeskanzler*in – das ist für viele in diesem Land ja erstmal neu. Das muss man verdauen. Das ist keine leichte Aufgabe. Auch für den Neuen nicht. Olaf Scholz muss ab Mittwoch dieser Woche beweisen, dass er als Mann das Zeug dazu hat, Europa so zusammenzuhalten, wie Merkel es über viele Krisen hinweg getan hat.

Es gab am Donnerstag vergangener Woche sicherlich auch verdrückte Tränen aus anderen Gründen. Tränen der Erleichterung zum Beispiel. Und der Hoffnung, dass nach 16 Jahren innenpolitischem Stillstand vielleicht mal wieder irgendetwas in Gang kommt. Unstrittig ist: Deutschland hat 16 Jahre lang von der Substanz gelebt. Die Infrastruktur und das Bildungssystem sind in dieser Zeit verrottet, das Rentensystem nicht mehr trag- und die Bundeswehr nicht mehr einsatzfähig. Deutschland, früher weltweit Musterschüler in fast allen Bereichen, ist zum Teil nicht einmal mehr Mittelmaß, in vielen Bereichen sogar ein Sanierungsfall. Stuttgart 21 und der Berliner Flughafen sind die eindrucksvollsten Beweise dafür, dass nicht einmal mehr auf die deutsche Organisations- und Ingenieurskunst Verlass ist. Zudem haben sich Legislative und Exekutive in den vergangenen zwei Corona-Jahren in einem kaum zu beschreibendem Maße blamiert. Angela Merkel hat in dieser Zeit das Chaos nur noch moderiert. Man hat ihr angemerkt, dass sie sich innerlich wohl schon auf den 2. Dezember gefreut hat.

Und dann sitzt sie da. Die Bilder sind beeindruckend. Alpha-Woman, zitternd vor Kälte auf einem offensichtlich nicht beheizten Stuhl. Die Bundewehrkapelle bläst und trommelt sich durch vier Lieder, darunter den Song „Du hast den Farbfilm vergessen“. Das war gemein. Das hätte sie den Musikern vor dem Bendlerblock nicht antun sollen. Und auch nicht Nina Hagen. Sind der Musikerin bei dem Ständchen die Tränen gekommen? Aus Rührung oder Verzweiflung? Man weiß es nicht.

Schließlich der Zapfenstreich. Das Militär will offensichtlich immer das letzte Wort haben. Selbst in einer so friedlichen Demokratie wie der unsrigen. An dieser Stelle ein flüchtiger Gedanke: Warum eigentlich werden demokratische Staatsoberhäupter überhaupt mit militärischen Ehren empfangen und verabschiedet? Ist das nicht eine überkommende Tradition aus Kaisers Zeiten?

Wie auch immer: Mund abputzen, weitermachen. Alpha-Woman geht. Omikron kommt. Zwischendurch müssen wir nur noch Delta wegboostern. Und uns die Frage stellen, ob wir zwischen Epsilon und Xi irgendwas verpasst haben. War da was? Sind noch weitere 16 Jahre vergangen, die wir vielleicht nicht mitbekommen haben? Man möchte es nicht ausschließen. Jetzt dürfen wir Olaf und seinen Ampelmännchen (und -innen) erstmal die Daumen drücken, dass sie in den nächsten Jahren gute Entscheidungen für Deutschland treffen. Und dass der ab Mittwoch neue Kanzler nicht jetzt schon vom baldigen Zapfenstreich träumt.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlich China aktuelle Statistiken zur Handelsbilanz. Die letzten Zahlen waren wenig ermutigend. 2021 war kein chinesisches Jahr. Chinas Staatschef Xi Jinping hat die Schotten dicht gemacht. Es kommt kaum noch jemand rein oder raus aus China. Das ist der Null-Covid-Politik geschuldet, die China als letztes Land auf diesem Planeten konsequent verfolgt. Nicht nur die Reisetätigkeiten sind fast vollständig zum Erliegen gekommen. Auch der Waren- und Wissensaustausch mit anderen Ländern hat abgenommen. China ist sich zunehmend selbst genug. Es bleibt abzuwarten, ob die Kombination aus Isolationismus und Welteroberungsdrang irgendwann zum Problem wird. Für China. Aber auch für den Rest der Welt.

Am Mittwoch wird Olaf Scholz als neuer Bundeskanzler vereidigt. Die neue Bundesregierung nimmt dann endlich ihre Arbeit auf. Mit Verlaub: Es wurde auch mal langsam Zeit.

Am Donnerstag veröffentlicht die Statistikbehörde Chinas den Erzeuger- und den Verbraucherpreisindex für das Reich der Mitte. Die Erzeugerpreise stiegen zuletzt im Jahresvergleich um 13,5 Prozent. Die Verbraucherpreise verharren bei Steigerungsraten von etwa 1,5 Prozent. Irgend etwas an dieser Statistik ist merkwürdig.

Am Freitag könnte Destatis, das Statistische Büro der EU, mit der Veröffentlichung des HVPI, des harmonisierten Verbraucherpreisindex in Deutschland, für Aufregung sorgen. Erwartet wird eine Sechs vor dem Komma, auf Jahresbasis. Hoffentlich gehen am Freitag wenigstens die Sieben-Tage-Inzidenzen runter. Tipp fürs Wochenende: Ohren zuhalten, Fußballbundesliga-Geisterspiele anschauen und auf den nächsten Zapfenstreich warten. Irgendwann wird es wieder rote Rosen regnen.

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