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Kolumne

Explosion mit Ansage

FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf künftige Ereignisse. Im Fokus diesmal: Eine vorhersehbare Katastrophe löscht halb Beirut aus. Was wir daraus lernen können.

10.08.2020 | 09:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

In Beirut sind am vergangenen Dienstag 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert. Durch die gewaltige Detonation wurden nicht nur das Lagerhaus, in dem sich das hochexplosive Düngemittel befand, sondern auch das komplette Hafenviertel und die Hälfte der Altstadt zerstört. Rund 300.000 Menschen sind von einem auf den anderen Augenblick obdachlos geworden. Die Toten, Verschütteten und Verletzten werden noch gezählt.

Warum das Ammoniumnitrat am Dienstag vergangener Woche explodiert ist, ist noch nicht bekannt. Wobei die Betonung in diesem Fall auf „Dienstag vergangener Woche“ liegen sollte. Das Material lagerte seit Herbst 2013 ohne Vorsichtsmaßnahmen in dem heruntergekommenen Lagerhaus. Das Gebäude hatte Risse in den Wänden. Sicherheitsbehörden nahmen im vergangenen Jahr bei einer Untersuchung bereits üble Gerüche wahr. Die Behörden wussten von der drohenden Gefahr. Es war offensichtlich nur eine Frage der Zeit, wann die Bombe hochgehen würde – und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Mithilfe von Ammoniumnitrat lässt sich schließlich auch Sprengstoff herstellen. In Deutschland muss die Chemikalie in speziellen Bunkern gelagert werden. Maximal 50 Tonnen in einem Lager sind erlaubt. 

Es ist nicht abwegig, anzunehmen, dass die Hisbollah, die den Hafen größtenteils kontrolliert, in den vergangenen Jahren die explosive Chemikalie gerne als Sprengstoff verwendet und damit Attentate verübt hat. Auch in Deutschland unterhielt die Terrororganisation zuweilen Ammoniumnitrat-Lager, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz am Freitag mitteilte.

Je mehr man über das Material, seine Eigenschaften, die Lagerung, die politischen Verstrickungen, den zum Teil fahrlässigen und zum Teil bewussten falschen Umgang mit dem gefährlichen Düngemittel erfährt, desto klarer wird, dass die Suche nach dem Auslöser der Detonation völlig müßig ist. Es brauchte nur die unglückliche Verkettung einiger weniger Zufälle, die auch schon in den vergangenen Jahren jederzeit hätten passieren können. Die Suche nach Schuldigen ist deshalb ebenso müßig. Dazu ist die Verantwortungs- und Fehlerkette zu lang. Und sie reicht vermutlich bis in höchste Regierungskreise. Sollte eine unabhängige Justiz diesen Fall ordentlich aufarbeiten wollen, müsste sie sich auf einen Mammutprozess einstellen, in dessen Verlauf möglicherweise irgendwann nahezu alle im Nahen Osten aktiven politischen, geheimdienstlichen, terroristischen und militärischen Kräfte vor Gericht stünden. Die Erfahrung lehrt, dass es dazu wohl nicht kommen wird.

Was können wir aus der Beiruter Katastrophe lernen? Antwort: Dasselbe, was wir eigentlich aus fast jeder Katastrophe lernen können. Der Untergang der Titanic, der Börsencrash 1929, die große Depression, die Explosion des Zeppelins „Hindenburg“, der Skandal um giftiges Speiseöl in Spanien Anfang der achtziger Jahre, die Explosion der Feuerwerksfabrik von Enschede, der Anschlag auf die Zwillingstürme in New York, der Zusammenbruch der New Economy, die Subprime- und Finanzkrise, die griechische Schuldenkrise und vielleicht sogar der Untergang von Atlantis haben Eines gemeinsam: Es gab im Vorfeld genügend Gelegenheiten, die Gefahr zu erkennen und die jeweilige Katastrophe zu verhindern. Manche sagen, auch die aktuelle Corona-Pandemie war seit Jahren absehbar. Wer weiß.

Was uns nachdenklich machen sollte: Die Liste möglicher weiterer sehr realer Risiken ist bekannt. Und sie ist lang. Die Klimakrise, die Überschuldung vieler Staatshaushalte, Konsumenten und Unternehmen, die fortschreitende Demokratiekrise, die Verschmutzung der Weltmeere und das weltweite Artensterben sind nur einige wenige Punkte auf dem Zettel. Dieser Krisenzettel könnte zugleich Mut machen. Wir haben immer noch die Chance, mit entsprechendem Engagement einige wichtige Themen anzugehen und die entsprechenden Eintragungen auf dem Zettel zu streichen.

Ausblick auf die wichtigsten Termine in dieser Woche

Heute ist Montag. Wer die Energie dazu aufbringt, könnte heute damit anfangen, schon mal seinen persönlichen kleinen Problemzettel abzuarbeiten. Viel Spaß dabei.

Am Dienstag veröffentlicht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW die Umfrageergebnisse zur Konjunkturerwartung für Europa und Deutschland. Die ZEW Konjunkturerwartungen zeigen die Differenz zwischen optimistischen und pessimistischen institutionellen Anlegern. Spannend wird sein, ob die Stimmen derjenigen, die angesichts der aktuellen Corona-Krise und der wieder steigenden Fallzahlen in vielen europäischen Ländern verzweifelt sind, lauter ist als die Stimmen derjenigen, die über den Horizont hinausschauen.

Am Mittwoch künden eine Reihe von statistischen Zahlen vom Zustand der britischen Wirtschaft. Dazu gehören unter anderem die Industrieproduktion, die Handelsbilanz und das Bruttoinlandsprodukt. Das meistgebrauchte mathematische Symbol in den Statistiken dürfte das Minusziechen sein. Sollte Boris Johnson auf die Idee kommen, ausgerechnet dieses Symbol zum britischen Exportschlager entwickeln zu wollen, sollte man in der EU ernsthaft über eine Sondersteuer darauf nachdenken. Minuszeichen haben wir auf dem Festland selber im Überfluss.

Am Donnerstag veröffentlicht Destatis, das Statistische Büro der EU, den Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI für Deutschland. Berechnet wird der Index auf der Grundlage einer statistischen Methodik, die in allen EU-Mitgliedstaaten harmonisiert wurde. Somit ist der HVPI ein Preismaßstab, der vom EZB-Rat der EU definiert und verwendet wird, um die Preisstabilität der Eurozone als Ganzes quantitativ zu bewerten. Erwartet wird, dass die Preise im vergangenen Monat um 0,5 Prozent gesunken sind. Das ist der messbare Effekt der Mehrwertsteuerabsenkung, die seit Juli gilt. Von Inflation ist also nach wie vor weit und breit nichts zu sehen. 

Am Freitag verkündet Chinas National Bureau of Statistics auf seiner Pressekonferenz aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Immobilienpreise, zur Industrieproduktion und zu Einzelhandelsumsätzen. Es soll eine Mutmacher-Veranstaltung werden, die die positiven Meldungen der vergangenen Woche ergänzen wird. Wer Spaß an Märchenstunden hat, darf sich auf den Freitag freuen.

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