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Kolumne

Evergrandes Untergang und die Rückkehr Mao Zedongs

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: der schwankende chinesische Immobilienriese Evergrande.

20.09.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Für den in die Bredouille geratenen Konzern Evergrande ist die Luft verdammt dünn geworden. Der mit einem Jahresumsatz von zuletzt 110 Milliarden US-Dollar zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas kann offensichtlich seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Die gesamten Schulden des Unternehmens belaufen sich auf rund zwei Billionen Yuan. Das entspricht etwa zwei Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Umgerechnet steht Evergrande mit etwas mehr als 260 Milliarden Euro bei seinen Gläubigern in der Kreide. Das klingt nicht nur viel. Das ist es auch. Nur mal zum Vergleich: Der aktuelle Bundeshaushalt Deutschlands beträgt 499 Milliarden Euro.

Muss man sich jetzt Sorgen machen um die Weltwirtschaft, wenn Evergrande Pleite geht? Ist Evergrande ein „chinesisches Lehman Brothers“, wie manche Crashpropheten schon orakeln? Nun ja, die einen sagen so, die anderen so.

Auf den ersten Blick beruhigend könnte der Fakt sein, dass Evergrande zu 90 Prozent in China verschuldet ist. Kippt der Konzern, reißt er nicht gleich die ganze Weltwirtschaft mit in den Abgrund. Sagen die Optimisten. 

Die Pessimisten verweisen darauf, dass trotzdem ein Dominoeffekt droht. Denn die Verbindlichkeiten von Evergrande verteilen sich auf mehr als 250 Bank- und Nicht-Bankinstitute. Darüber hinaus hat das Unternehmen Anleihen ausgegeben, Schattenbanken angezapft, Vermögensverwaltungsprodukte und Commercial Papers aufgelegt. Unternehmensgründer und Konzernchef Xu Jiayin hat alle Register des Schuldenmachens gezogen. Erklärt er nun sein Unternehmen für zahlungsunfähig, tritt er eine Lawine los, die nicht nur den Immobilienmarkt berührt. Denn Evergrande ist schon lange kein reiner Baukonzern mehr. Die Geschäftsbereiche erstrecken sich von Elektroautos, Fußball und Versicherungen bis hin zur Abfüllung von Trinkwasser. Evergrande ist, Stand heute, ein riesiges Kartenhaus, das kurz vor dem Einsturz steht. Die Summe der Kredite übersteigt die Vermögenswerte, und die Ausgaben decken nicht mehr die Einnahmen. Das nennt man klassischerweise Überschuldung. Zuletzt hat Evergrande Grundstücke, Gewerbeimmobilien und Wohnungen unter Wert verkauft, um Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Börsengang der eigenen Immobilienverwaltungseinheit in Hongkong spülte 1,8 Milliarden US-Dollar in die Kasse. Angesichts der massiven Verschuldung war auch das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit dem Substanzverlust hat der Konzern den Teufelskreislauf nur noch beschleunigt.

Die gute Nachricht lautet: Evergrande ist zu groß, als dass es sich Chinas Führung leisten könnte, dem Untergang tatenlos zuzusehen. Schließlich machen die Dollar-Anleihen des Konzerns rund vier Prozent des gesamten Marktes für hochverzinsliche chinesische Immobilienanleihen aus. Chinas Notenbank hatte schon vor drei Jahren gewarnt, dass ein Zusammenbruch Evergrandes ein Systemrisiko sein könnte. „Too big to fail“ nennt man so etwas. Deshalb darf man damit rechnen, dass der Staat eingreifen wird.

Die Frage ist, in welcher Form er das tut. Seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass Chinas KP die ideologischen Daumenschrauben enger anzieht. Parteichef Xi Jinping hat die Macht in seinem Land in einem Maße zentralisiert, wie es das seit den Zeiten Mao Zedongs nicht mehr gegeben hat. Dazu gehört, dass die Partei die private Wirtschaft zunehmend unter ihre Kontrolle bringt. In der Technologie-Metropole Hangzhou beispielsweise wurden in den zurückliegenden zwei Jahren mehrere Hundert Parteifunktionäre in fast alle wichtigen Firmen entsandt. Ohne ihre Zustimmung können Firmenlenker keine Entscheidungen mehr treffen. Firmen wie Bytedance, unter anderem Inhaber von TikTok, verwenden große Mengen an Geld und Ressourcen für die sogenannte „Harmonisierung“ von Inhalten. Ein Drittel der rund 35.000 Mitarbeiter werden in der Zensurabteilung beschäftigt. Bytedance ist kein Einzelfall. Internet-Konzerne stehen derzeit besonders unter Beschuss. So hat das Industrie- und Informationsministerium (MIIT) erst vor ein paar Tagen Online-Unternehmen vorgeschrieben, wie sie ihre Internetseiten zu verlinken haben. Großkonzernen wie Tencent und Alibaba droht die KP unverhohlen mit der Zerschlagung. Die beiden Konzerne müssen auf Druck der KP derzeit Milliarden US-Dollar in soziale Projekte investieren und ihre Geschäftsbereiche politischer Kontrolle unterwerfen, um überhaupt weitermachen zu dürfen. Gleichzeitig will Chinas Führung die volle Kontrolle über alle Daten, die in chinesischen Online-Unternehmen gesammelt werden.

Wie rigide die Partei derzeit in die Wirtschaft eingreift, wird auch am Beispiel des Bildungssektors deutlich. Mit dem Beschluss, dass Bildung für Kinder zwischen Kindergarten und der neunten Schulklasse nur noch gemeinnützig und nicht mehr profitorientiert angeboten werden darf, hat die KP die bis dato erfolgreichen Geschäftsmodelle der chinesischen Bildungsanbieter wie TAL Education Group, Gaotu Techedu oder New Oriental Education quasi über Nacht in Rauch aufgelöst.

Auch Evergrandes Situation ist nicht zuletzt chinesischer Parteipolitik geschuldet. Denn im Juli regulierte China die Kreditaufnahme neu. Für Immobilienentwickler und Banken wurden niedrigere Kredit-Obergrenzen und gleichzeitig höhere Eigenkapitalanforderungen festgelegt. Das hoch verschuldete Unternehmen Evergrande war plötzlich gezwungen, unter zeitlichem Hochdruck sein Kreditportfolio zu schrumpfen. Das misslang gründlich. Nun steht die KP vor der Tür und stellt sich als Weißer Ritter vor. Am Ende droht die Verstaatlichung des einstigen Vorzeigeunternehmens.

Vermutlich wird der Staat Evergrande also retten und ein Lehman-Szenario verhindern. Aber der politische Preis ist hoch. Wer China noch als Vorbild für die Welt preist, sollte jetzt genau hinsehen.

Ausblick auf wichtige Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht das das Bureau of Economic Analysis aktuelle Zahlen zur chronisch negativen US-Leistungsbilanz. Aktuell führen die USA monatlich knapp 200 Milliarden US-Dollar an Waren, Dienstleistungen und Zinszahlungen mehr aus als sie insgesamt einnehmen. Das gehört schon lange zum American Way of Life. Seit einiger Zeit hat sich allerdings der Geldkreislauf erweitert. Früher haben die USA ihre Schulden in Form von US-Dollar-Anleihen ins Ausland verkauft. Heute springt die Fed ein, wenn es sonst niemand tut.

Am Mittwoch verkündet die People´s Bank of China (PBoC) ihre Leitzinsentscheidung. Dass die Notenbank die Zinsen erhöht, gilt als ausgeschlossen. Dafür ist die Verschuldungssituation chinesischer Unternehmen derzeit zu heikel. Siehe oben.

Am Donnerstag veröffentlicht das Statistikbüro Markit Economics den Index Gesamt PMI Produktion und Dienstleistung. Dessen Entwicklung ist ein Indikator für die wirtschaftliche Lage des Dienstleistungs- und Produktionssektors der Eurozone. Er gibt einen Überblick über den Zustand des Umsatzes und der Beschäftigung. Ein Wert über 50 signalisiert Wachstum, ein Ergebnis unter 50 gilt als schwach. Aktuell notiert der PMI bei rund 60 Punkten.

Am Freitag gibt der neue ifo Geschäftsklimaindex Auskunft darüber, wie mehr als 7.000 befragte Unternehmenslenker in Deutschland ihre Geschäftslage einschätzen und wie sie planen. Seit April vergangenen Jahres kennt der Index fast nur eine Richtung: aufwärts. Das macht Mut.

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