• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Kolumne

Evergrande: Dead Man Walking

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Evergrande und das Risiko westlicher Investoren.

01.11.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Anfang Oktober wurde der Handel mit Aktien des angeschlagenen Immobilienkonzerns Evergrande ausgesetzt. Seitdem bangen Anleger um ihre Aktien und Anleihen. Der Kurs der Anteilsscheine ist bereits um 80 Prozent abgestürzt. Die Anleihen notieren immer noch bei erstaunlich hohen 80 Prozent. Immerhin: Evergrande konnte am Freitag vergangener Woche auf den buchstäblich letzten Drücker, kurz vor Halloween, eine Zinszahlung von 47,5 Millionen US-Dollar leisten. Die war eigentlich schon am 29. September fällig. Die Nachreichfrist wäre am 29. Oktober ausgelaufen. Schon in der Woche davor hatte Evergrande einen offiziellen Zahlungsausfall in letzter Minute abwenden können, indem es 83,5 Millionen US-Dollar auf ein Treuhandkonto einzahlte.

Das Zombie-Unternehmen hangelt sich im Moment von einem Stichtag zum nächsten. Dass dies noch lange gut gehen kann, darf bezweifelt werden. Evergrande sitzt auf einem Schuldenberg von rund 300 Milliarden US-Dollar. Wer an eine vollständige Rückzahlung und an ein langfristiges Fortbestehen des Konzerns glaubt, ist selbst schuld. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung.

Die Hoffnungen ruhen darauf, dass der chinesische Staat in irgendeiner Form einspringt. Aber warum sollte er das tun? Die chinesische KP hat durch eine Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien selbst dafür gesorgt, das Evergrande in eine bedrohliche Schieflage geraten ist. „Häuser sind zum Wohnen da, nicht zum Spekulieren“, kommentierte die chinesische Notenbank Ende September die Nachrichten zu den Zahlungsschwierigkeiten des Immobilienkonzerns. Das klingt nicht nach staatlicher Fürsorge. Die chinesische Führung will offensichtlich ein Exempel statuieren. Dass dabei insbesondere ausländische Investoren in die Röhre schauen, nimmt sie mit einem Achselzucken zur Kenntnis.

Anleger, die in Wertpapiere chinesischer Unternehmen investieren, sollten sich das Szenario genau ansehen. Denn die drohende Evergrande-Pleite hat einen Aspekt offengelegt, der vielen westlichen Investoren bisher nicht mit allen Konsequenzen klar war: Offshore-Gesellschaften, wie die in Hongkong notierte China Evergrande Group, haben ihren offiziellen Sitz oft in Steueroasen wie den Cayman Islands. Dort residieren jedoch nicht die Firmen mit operativem Geschäft in China, sondern nur ihre Mantelgesellschaften. Deshalb haben weder Aktien- noch Anleihebesitzer einen Zugriff auf Vermögenswerte. Im Falle einer Insolvenz stehen Anleger mit einem leeren, löchrigen Mantel im Regen. Evergrande ist hier kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Die meisten im Ausland notierten chinesischen Aktiengesellschaften sind sogenannte VIEs (Variable Interest Entities). Eine VIE entspricht etwa einer GmbH, also einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung in einem Steuerparadies. Auch Unternehmen wie Alibaba, Baidu und Tencent Music, der E-Auto-Bauer Nio, der Lieferdienst ZTO Express und der Taxivermittler Didi sind auf den Cayman Islands registriert. Wer in chinesische Werte investiert ist und aufmerksam beobachtet hat, wie die chinesische KP in den vergangenen Monaten insbesondere mit Tech-Unternehmen umgegangen ist, sollte wachsam bleiben.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht das Techno Metrica Institute of Policy and Politics (TIPP) seinen Wirtschafts-Optimismus-Index für die USA. Der Index misst, wie gut oder schlecht US-Verbraucher ihre finanziellen Aussichten für die nächsten sechs Monate bewerten – sowohl mit Blick auf die persönlichen finanziellen Perspektiven als auch im Hinblick auf ihr Vertrauen in die Wirtschaftspolitik der Regierung. Der Trend sieht im Moment eher weniger gut aus. Seit Juni ist der Indexwert von 56 auf zuletzt 44 Punkte gefallen.

Am Mittwoch wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee – FOMC) im Rahmen der Pressekonferenz der Federal Reserve (FED) vermutlich das allmähliche Zurückfahren der Anleihekäufe ankündigen. Spannend wird weniger die Frage, „ob“, sondern „wie“ der Fed-Vorsitzende Jerome Powell das Vorgehen der Notenbank begründen wird. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf das Thema Inflation gerichtet sein. Wird Powell weniger als bisher von der vorübergehenden Inflationserwartung überzeugt sein? Je nach Betonung dieses Aspekts wird die Renditekurve der US-Schatzanleihen schneller oder langsamer abflachen.

Am Donnerstag veröffentlicht die Europäische Kommission ihre Prognose zum Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union. Das Bild ist komplex. In Deutschland sind die Auftragsbücher voll, aber die Lager leer. Der Mangel an Vorprodukten und Facharbeitskräften wird sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr das Wirtschaftswachstum bremsen. Die französische Wirtschaft hat ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht, Italien hinkt etwas hinterher. Übel sieht es in Spanien aus. Die Wirtschaftsleistung liegt immer noch mehr als sechs Prozent unter ihrem Vorkrisenniveau. Und es sieht nicht so aus, als würde sich diese Lücke im kommenden Jahr schließen.

Am Freitag veröffentlicht die polnische Zentralbank die Höhe ihrer Devisenreserven. Diese waren innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 32 Prozent auf zuletzt 144 Milliarden Euro gestiegen. Sollte die EU ihre Ankündigung wahrmachen, die Zahlungen nach Polen zu stoppen, wird die nationalpopulistische PiS-Regierung das Geld in den kommenden Monaten gut gebrauchen können.

Diesen Beitrag teilen: