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Kolumne

Energiekrise als Chance

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Putin scheitert nicht nur mit seiner „Spezialoperation“, sondern auch mit seinem Energiekrieg.

26.09.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

„Ich habe niemals Geld, Rubel, Euro, Dinar oder Dollar von Russland erbeten oder bekommen“, bemüßigte sich Lega-Chef Matteo Salvini im Vorfeld der Parlamentswahlen in Italien zu sagen. Dabei hatte den Rechtsaußen niemand direkt beschuldigt. Ein veröffentlichter US-Geheimdienstbericht hatte lediglich über die Versuche Russlands berichtet, mit enormen Summen Einfluss auf ausländische Wahlen zu nehmen. Wer gemeint war, wusste trotzdem sofort jeder. Spätestens die Reaktionen der italienischen Parteien im rechten Spektrum waren mehr als verräterisch, die Diskussionen wurden heftiger. Aber was bedeutet das schon in Italien?

Die am Sonntag vollzogene Parlamentswahl wird zum siebzigsten Kabinett seit 1945 führen. Nochmal in Worten: siebzig. In 67 Jahren. Das sind im Schnitt 1,04 Regierungsumbildungen pro Jahr. Wer sich jetzt über den hitzigen Wahlkampf und das Wahlergebnis aufregt, sollte das im Hinterkopf haben. Steht Rom vor dem Ende? Ja. Aber das gilt eigentlich schon seit zweitausend Jahren. Nur die Aufreger-Themen wechseln. Früher war es mal der Sklavenaufstand unter Spartacus oder die Gebühren für die Benutzung öffentlicher Toiletten, heute sind es die hohen Energiepreise. Gestikuliert und gestritten wird mit derselben Intensität.

Schauen wir uns also das gerade aktuelle Aufreger-Thema an, das die Rechten in Italien so wirkungsvoll inszeniert haben und das auch die Rechts- und Linksaußen in Deutschland derzeit sehr auffällig laut bespielen. Putins Plan, Energie als Waffe einzusetzen, scheint hier zumindest medial aufzugehen. In den sogenannten sozialen Medien sowieso. Aber auch die klassischen Medien in Europa, nicht nur in Italien und Deutschland, befeuern die Erzählung vom teuren und kalten Energiewinter. Wischt man den Propagandisten mal den Schaum vom Mund und analysiert die nüchternen Fakten, sieht es auf den zweiten Blick jedoch gar nicht mehr so düster aus. Seit Russland die Gaspipeline Nord Stream 1 trockengelegt hat, ist Gas um die Hälfte preiswerter geworden im Vergleich zum Spitzenpreis, der dieses Jahr schon einmal gezahlt wurde. Ja, Gas ist trotzdem immer noch sehr teuer geworden im Vergleich zu den Vorjahren. Doch der Lieferstopp und die hohen Preise haben nicht zum Wirtschaftskollaps geführt, der in manchen Medien teilweise schon herbeigebetet wird. Rom steht, wie gesagt, ohnehin seit zweitausend Jahren vor dem Abgrund. Da ist jeder Erklärungsversuch obsolet. Schauen wir also auf Deutschland und die Fakten.

Tatsache eins: Die Gasspeicher füllen sich hierzulande schneller als noch vor Monaten befürchtet. Obwohl mehr Gas als je zuvor für die Stromerzeugung verbrannt wird, was leider nötig ist, um dem stromklammen Frankreich aus der Patsche zu helfen. Notiz sm Rande: Atomkraft ist vielleicht doch keine Alternative. Vor allem, wenn in den zunehmend heißen Sommern die Flüsse nicht genug Wasser führen und die Kraftwerke nicht gekühlt werden können.

Tatsache zwei: Offensichtlich kann man den Energieverbrauch deutlich reduzieren, ohne Not zu leiden. Wie eng die privaten Haushalte ihre Gürtel schnallen, wird sich erst im Herbst und Winter zeigen. Die Industrie zeigt sich jedoch bereits erfindungsreich und flexibel. Im Juli und im August hat die Wirtschaft in Deutschland nach Berechnungen der Energieagentur IEA im Durchschnitt rund 20 Prozent weniger Gas verbraucht als in den Jahren 2018 bis 2021. In dieser Statistik ist – wohlgemerkt – auch das Coronajahr 2020 dabei, in dem manche Industriezweige auf nahezu null heruntergefahren wurden. Trotzdem ist im Juli die reale Industrieproduktion in Deutschland nur um zwei Prozent gegenüber dem Durchschnitt in den Vergleichsmonaten 2018 bis 2021 zurückgegangen. Die Analysten der DWS gehen davon aus, dass sich die Zahlen noch verbessern könnten, wenn das neue Auktionsmodell eingeführt wird. Dann würden auch die Firmen, die derzeit noch von günstigen Lieferbedingungen profitieren, einen Anreiz haben, den Verbrauch zu drosseln und überschüssiges Gas mit Gewinn in Auktionen zu verkaufen.

Fazit: Vorsicht vor der Panik

Ja, Energie ist teurer geworden. Firmen werden bankrott gehen. Manche zu Recht. Anderen sollte zu Recht über die Brücke geholfen werden. Und es wird auch bei privaten Haushalten Härtefälle geben. Aber die ganz große Katastrophe wird, so wie es jetzt aussieht, wohl ausbleiben. Auch deshalb, weil die Regierung der Wirtschaft und den Privathaushalten sehr kräftig unter die Arme greift. Wir reden hier von einem Entlastungspaket im Volumen von drei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Nochmal zur Erinnerung für alle, die jetzt maulen, das sei zu wenig: Das BIP-Wachstum Deutschlands lag in den vergangenen dreißig Jahren im Durchschnitt bei 1,25 Prozent. Wir nehmen also gerade einen ganz gewaltigen Schluck aus der Pulle.

Aber wir schaffen das. Auch deshalb, weil die Firmen in unserem Land anpassungsfähig und innovativ sind. Es ist erstaunlich, was alles geht, wenn der Druck nur hoch genug ist. „Never let a good crisis go to waste“, hat Winston Churchill einmal gesagt: Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen. In der Wirtschaft hat man diesen Satz verinnerlicht. In Deutschland jedenfalls. In Rom vielleicht noch nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht die EZB aktuelle Zahlen zur Geldmenge M3. Das ist das Volumen an Euro, die in Form von Banknoten, Münzen, Bankguthaben Wertpapierpensionsgeschäften und Anleihen (bis 2 Jahre) im Umlauf sind. Mit ihren jüngsten Maßnahmen hat die Europäische Zentralbank das Geldmengenwachstum bereits eingebremst.

Am Mittwoch gibt das Ergebnis der GfK Verbrauchervertrauensumfrage ein Gefühl dafür, wie das Vertrauen der Verbraucher in die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland ist. Vermutlich wird der Index wieder einen negativen Wert anzeigen. Schade. Optimismus ist in Deutschland leider eher Mangelware. Man müsste mal etwas dagegen tun.

Am Donnerstag veröffentlicht das US Bureau of Economic Analysis das annualisierte Bruttoinlandsprodukt für die USA. Ein Minuszeichen vor dem Wert wäre keine Überraschung. Bleibt das so, wird die US-Notenbank Fed wohl nicht mehr viel weiter an der Zinsschraube drehen. Denn noch höhere Zinsen würden die Wirtschaft irgendwann zu sehr belasten.

Am Freitag veröffentlicht die Statistikbehörde Eurostat die Arbeitslosenquote für die Eurozone. Erwartet wird ein Wert um die 6,6 Prozent. Dafür, dass wir eine Krise haben, ist das ein ziemlich guter Wert.

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