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Kolumne

Die Woche der Leugner

FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf künftige Ereignisse. Im Fokus diesmal: Kabale und Lügen.

05.10.2020 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Bundesliga läuft seit zwei Wochen wieder. Mit weniger Zuschauern im Stadion als gewohnt, aber immer noch mit vielen Interessierten, die an Bildschirmen verfolgen, wie sich die Sportler auf dem grünen Rasen mühen, eine gute Figur abzugeben. Das gelingt nicht immer. Besondere Fremdschäm-Momente sind die Szenen, wenn Fußballer einen Gegenspieler mit einem brutalen Foul von den Füßen holen und fast zeitgleich mit dem fälligen Pfiff mit aufgerissenen Augen, ausgestrecktem Arm und erhobenem, heftig wackelnden Zeigefinger verzweifelt auf den Schiedsrichter zustürmen, um zu signalisieren: Dass der Typ sich da unten schreiend auf dem Boden wälzt, hat nichts mit mir zu tun. Gern genommen ist auch die Variante, unschuldig dreinblickend die Schultern hochzuziehen und die Handinnenflächen nach vorne zu strecken. Wer? Ich? Ich war noch nicht einmal in der Nähe. Warum mein Fuß immer noch auf seinem Knie steht? Keine Ahnung! Eben war der Typ noch nicht da unten. Solche Szenen sind umso peinlicher, als eigentlich jeder Spieler wissen müsste, dass seine Taten von zig Kameras aufgenommen und in Zeitlupe einem Millionenpublikum immer wieder vorgespielt werden.

Warum Menschen etwas leugnen, was offensichtlich ist, ist eigentlich unverständlich und oft nur schwer nachvollziehbar. Aber es passiert immer häufiger in letzter Zeit. Leugnen ist zum weltweiten Volkssport avanciert. Klima, Corona, Evolution, Nowitschok, selbst die Form der Erde ist für manche eine üble Erfindung dunkler Mächte. Was die Situation nicht besser macht: Leugnen ist bis in höchste Manager- und Politikerkreise weit verbreitet. Drei prominente Beispiele konnten wir in der vergangenen Woche besichtigen.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch durfte die Weltgemeinschaft verfolgen, wie sich zwei alte Männer im Scheinwerferlicht zwei Stunden lang gegenseitig ins Wort fielen und den Moderator dabei ignorierten. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, das Bemerkenswerteste an dieser unwürdigen Darbietung wäre die Tatsache, dass sich niemand mehr darüber aufregte, dass der Herausforderer Joe Biden den amtierenden US-Präsidenten vor laufender Kamera einen notorischen Lügner genannt hatte. Die Pointe setzte jedoch Donald Trump am Freitag, als er sich ins nahe gelegene 'Walter Reed'-Militärkrankenhaus fliegen ließ, um... nun ja, man weiß es nicht genau. Die Aussagen des behandelnden Arztes und der Mitarbeiter im Weißen Haus widersprechen sich. Fakt ist jedoch: Der US-Präsident wird derzeit wegen eines Viruses behandelt, dessen Gefährlichkeit er bis zuletzt geleugnet hat.

Am Mittwoch wand sich der langjährige Audi-Chef Rupert Stadler im Gerichtsgebäude des Gefängnisses München-Stadelheim zusammen mit dem früheren Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz und zwei Ingenieuren unter den Vorwürfen, die in Summe unter dem Begriff Dieselskandal zusammengefasst sind. Die Fakten liegen auf der Hand. Audi, Porsche und VW setzten Betrugssoftware ein, um die Abgaswerte ihrer Autos zu manipulieren und verkauften ihre Schummelmobile auch dann noch fleißig weiter, als der Software-Schwindel bereits aufgeflogen war. Jetzt will niemand mehr dafür verantwortlich sein. Man sieht förmlich die heftig winkenden Zeigefinger der angeklagten Manager und Ingenieure vor sich.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag durfte die Republik ein weiteres Leugner-Drama verfolgen, vorgetragen vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Pkw-Maut-Affäre. Die Maut-Betreiber, die vom Bund nun sage und schreibe 560 Millionen Euro Schadenersatz fordern, behaupteten, dass sie Verkehrsminister Andreas Scheuer angeboten hatten, mit der Unterschrift unter die Verträge zu warten, bis der Europäische Gerichtshof entschieden habe, ob die Pkw-Maut überhaupt rechtens sei. Scheuer konterte, er könne sich daran nicht erinnern. Ob er bei dieser Aussage die Schultern hochzog und die Handflächen dabei vorstreckte, ist nicht überliefert. Er verließ den Sitzungssaal am Freitagmorgen um halb fünf ohne ein Statement für die Medien. Es steht nun Aussage gegen Aussage. Klar sind nur zwei Fakten: Mindestens eine Person hat vor dem Untersuchungsausschuss gelogen. Und der Schaden für uns Steuerzahler beträgt am Ende mehrere hundert Millionen Euro. Man darf gespannt sein, wie die Reaktionen in Bayern ausfallen werden, wenn irgendwann einmal danach gefragt wird, wer damals bei der Regierungsbildung Andreas Scheuer für den Posten des Verkehrsministers vorgeschlagen hat.

Ausblick auf die wichtigsten Termine in dieser Woche

Am Dienstag trifft sich der Rat für Wirtschafts- und Finanzfragen EcoFin. Es ist das wichtigste Entscheidungsgremium des Council of the European Union, welcher sich aus den Finanzministern der 27 EU-Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Beim EcoFin werden koordinierte wirtschaftliche Maßnahmen, die Haushaltspolitik, öffentliche Finanzen, und die Kapital- und Finanzmärkte diskutiert.

Am Mittwoch veröffentlicht das Statistische Bundesamt Deutschland aktuelle Zahlen zur Industrieproduktion. Seit Mai befindet sich die Industrieproduktion in einem Aufwärtstrend, liegt allerdings immer noch zehn Prozent unter ihrem Vorjahreswert.

Auch interessant: In der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag unserer Zeit werden im Rahmen des Wahlkampfes um die US-Präsidentschaft die beiden Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten - Kamala Harris und Mike Pence - in einem TV-Duell aufeinandertreffen. Man darf gespannt sein, ob Argumente oder nur Viren ausgetauscht werden. Die Schutzmaßnahmen jedenfalls werden verschärft. Der räumliche Abstand zwischen den beiden Kontrahenten soll noch einmal so deutlich erweitert werden, dass sich spätestens jetzt die Anschaffung eines Breitbildfernsehers lohnt.

Am Donnerstag legt die EZB ihre Sicht auf die Finanzmärkte, sowie die wirtschaftlichen und monetären Entwicklungen dar. Der sogenannte EZB Accounts basiert auf einer Zusammenfassung der Diskussion zur wirtschaftlichen und monetären Analyse und der Geldpolitik. Die Berichte sollen die Gründe für die geldpolitischen Entscheidungen darlegen, damit die Öffentlichkeit besser versteht, auf welcher Basis der EZB-Rat seine Entscheidungen trifft. Die Wirtschaft wird den Berichten am Donnerstag mit großem Interesse lauschen. Denn es ist kein großes Geheimnis, dass die Inflationsentwicklung der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend Sorge bereitet. Die EZB rechnet für die kommenden Monate mit Raten, die unter der Null-Prozent-Marke liegen könnten. Bedenklicher ist insbesondere die Entwicklung der Kernrate, die die Inflation ohne die volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie misst. Im September ist die Kernrate um nur 0,2 Prozent gestiegen. Das ist der niedrigste jemals gemessene Wert seit Bestehen der Währungsunion. Man sollte am Donnerstag also genau hinhören, ob die EZB eventuell argumentativ die Ausweitung expansiver geldpolitischer Maßnahmen vorbereitet.  

Am Freitag startet China nach einer „goldenen Woche“ des Vollrausches und grenzenloser Selbstbeweihräucherung mit der Veröffentlichung des Caixin China PMI Dienstleistungen Index in den Tag. Veröffentlicht wird der Bericht durch Markit Economics. Der Index basiert auf den Antworten auf einen Fragebogen zum Kaufverhalten von Führungskräften in mehr als 400 ausgewählten Unternehmen des privaten Sektors und gibt den Blick frei auf die Entwicklung der chinesischen Dienstleistungswirtschaft. Man darf im Westen neidisch sein: Die Zahlen, die monatlich neu erfragt werden, bewegen sich schon wieder deutlich über dem Niveau vor Ausbruch des Coronavirus. KP-Funktionäre, die von den Festlichkeiten der vergangenen Tage noch nicht erschöpft sind, können die Umfrageergebnisse zur Entwicklung des Dienstleitungssektors am Wochenende gebührend feiern. Na dann: Prost. Oder wie man in China sagt: Ganbei!

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