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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Der Goldpreisanstieg und Erdogans Beitrag dazu

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Ein Präsident, der sich selbst für ein Genie hält, aber keine Ahnung von ökonomischen Zusammenhängen hat.

14.11.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Freitagmorgen, der 4. November 2022: Eine Feinunze Gold kostet 1.629 US-Dollar, das ist der tiefste Handelspreis für das Edelmetall seit zweieinhalb Jahren. Nur eine Woche später, am Freitagnachmittag, dem 11. November, kostet eine Feinunze Gold 1.761 US-Dollar. Das bedeutet einen Preisanstieg von rund acht Prozent. Wie gesagt, in nur einer Woche. Wie konnte es dazu kommen?

Die einfache Erklärung lautet: Es wurde mehr Gold gekauft als zuletzt. Die Nachfrage ist schneller angestiegen als das Angebot. Also steigt auch der Preis. Bleibt noch die Frage, wer gekauft hat. Und warum. Gerade beim Thema Gold gibt es da oft eine ganze Bandbreite an Erklärungen. Die chinesische Notenbank hat großen Einfluss. Und natürlich auch die Inder. Mit einer Nachfrage von rund 600 Tonnen Gold jährlich ist Indien nach China der zweitgrößte Importeur von Gold. Anders als in China liegt das Gold jedoch nicht hauptsächlich in Tresoren, sondern hängt blinkend an Hälsen, Ohren und Armgelenken der Frauen. Hintergrund: Im Januar beginnt in den hinduistischen Regionen Indiens traditionell die Hochzeitssaison. Sie dauert bis Februar an und hat jedes Jahr im November und Dezember davor erheblichen Einfluss auf den Goldpreis. Denn Hochzeiten sind hier Großereignisse mit mehreren Hundert Gästen, bei denen die Brautfamilie ihren Wohlstand öffentlich vorführt, sowie die Trauung und das Fest ausrichtet. Der wichtigste Hochzeitsbrauch in diesem Zusammenhang: Die Braut bringt eine Mitgift in die Ehe ein, mit der die Brautfamilie den Bräutigam beschenkt. Und diese Mitgift besteht zu einem wesentlichen Teil aus Goldschmuck. Der gilt als Glücksbringer – auch für die Goldhändler. Voraussetzung: Sie erwarten eine üppige indische Hochzeitssaison. Oder irgendetwas anderes überraschend Wichtiges auf der Welt treibt den Goldpreis nach oben.

Genau dies ist in den vergangenen Tagen passiert. Und zwar in der Türkei. Der Anstieg der Verbraucherpreise in der Türkei hat einen neuen Rekord erreicht. Die Inflation legte nach offiziellen Angaben bis Ende Oktober im Jahresvergleich um 85,51 Prozent zu. Unabhängige Experten gehen davon aus, dass selbst diese desaströsen Zahlen noch geschönt sind. Ihren Berechnungen zufolge beträgt die Inflationsrate eher 185 Prozent. Allein seit Januar seien die Preise um 115 Prozent gestiegen. Und es könnte noch schlimmer kommen. Denn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist von der gängigen Lehrmeinung, dass Zentralbanken bei hoher Inflation die Zinsen anheben sollten, nicht überzeugt. Als die jüngsten Inflationszahlen bekanntgegeben wurden, verkündete er trotzig, die Zinsen würden nicht steigen, sondern weiter sinken, „solange ich an der Macht bin“. Und wie das so ist in der Türkei unter diesem Präsidenten: Eigentlich ist die Zentralbank unabhängig. Doch in den vergangenen drei Jahren hat Erdogan drei Chefs des Instituts gefeuert, weil sie eigene Gedanken zur Geldwertstabilität hatten. Sahap Kavcioglu, seit rund eineinhalb Jahren als Chef der türkischen Notenbank TCMB im Amt, beugt sich bislang den Wünschen seines allmächtigen Präsidenten. Er verkündet brav die hohen Inflationszahlen, darf aber nichts dagegen tun. Selbst nach der Veröffentlichung der schaurigen Oktoberzahlen sind ihm die Hände gebunden.

Es ist wohl der berühmte Tropfen, der das Fass nun zum Überlaufen gebracht hat. Nicht nur die Inflation, sondern auch der Verfall der türkischen Lira kratzt am Vertrauen der Menschen in der Türkei in ihre eigene Währung und deren Kaufkraft. Allein in diesem Jahr hat die Lira rund die Hälfte ihres Wertes gegenüber dem Euro und dem US-Dollar eingebüßt. Wer dem toxischem Cocktail aus Hyperinflation und Währungskrise in der Türkei entfliehen will, kauft jetzt Gold. Die Türkei hat im vergangenen Monat mehr als 44 Tonnen Gold importiert. Das ist 37-mal mehr als die Importmenge vom Oktober 2021. Es ist eine exponentielle Beschleunigung der türkischen Flucht ins Edelmetall. Seit Jahresanfang betrugen die türkischen Goldimporte offiziellen Angaben zufolge 184,69 Tonnen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt nur rund 54 Tonnen. Die Goldeinfuhr hat sich im laufenden Jahr also mehr als verdreifacht. Nicht nur die privaten Käufer flüchten ins Gold. Die türkische Notenbank ist seit Monaten unter den Zentralbanken weltweit der größte Goldkäufer. Es scheint so, als ob auch Sahap Kavcioglu seiner eigenen Währung nicht mehr traut. Vermutlich wird er die Goldkäufe demnächst deshalb sogar noch ausweiten. Wo die TCMB das Geld dafür hernimmt, ist kein Geheimnis: Sie druckt es selbst, tauscht es in US-Dollar und treibt den Wertverfall der Lira damit weiter an. Und den Goldpreis. Der hat mit dem Sprung über die Marke von 1.760 US-Dollar auch charttechnisch eine wichtige Hürde genommen. Für Goldanleger ist das eine gute Nachricht. Für die Türkei eher nicht. Denn die Notenbank muss immer mehr Geld für ihre Goldkäufe aufwenden. Es ist ein Teufelskreis.

By the way: Seit einiger Zeit hat sich in der Türkei der Brauch durchgesetzt, dem Brautpaar die Geld- und Goldgeschenke nicht mehr offen, sondern in Umschlägen verpackt anzuhängen. Für die Hochzeitsgäste ist das derzeit wohl ein Segen.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag gibt das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Großhandelspreisindex in Deutschland bekannt. Der Wert zeigt an, ob die Großhändler mehr oder weniger für ihre Waren verlangt haben. Die gute Nachricht lautet: Die Preisentwicklung stagniert seit einigen Monaten auf sehr niedrigem Niveau. Vielleicht verschwindet das Inflationsgespenst in Deutschland schneller als gedacht.

Am Mittwoch wird das Nationale Statistikbüro Großbritanniens den Erzeugerpreisindex für das britische Königreich bekanntgeben. Die Prognose: Der Nebel des Inflationsgrauens schwebt weiterhin hartnäckig über der Insel. Und es sieht nicht danach aus, als ob es dort bald heller würde.

Am Donnerstag veröffentlicht Italien aktuelle Zahlen zur Handelsbilanz. Auffällig: Seit der Übernahme der Regierungsgewalt durch die italienischen Neofaschisten ist der Export in die europäischen Länder eingebrochen. Der Donnerstag und die nächsten Pressekonferenzen werden zeigen, ob das nur Zufall war oder vielleicht doch nicht.

Am Freitag veröffentlicht die indische Zentralbank aktuelle Zahlen zum Bankkredit-Wachstum und zu den Devisenreserven. Der aktuelle Trend sieht so aus: Das Volumen der Bankkredite wächst derzeit mit zweistelligen Prozentzahlen, während die Devisenreserven seit einem Jahr massiv schrumpfen.

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