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Kolumne

Der Fall Wirecard

FundResearch blickt auf die letzte Woche zurück und gibt einen Ausblick auf künftige Ereignisse. Im Fokus diesmal: Wirecard baut seinen Vorstand um und schafft Strukturen.

11.05.2020 | 10:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Der 8. Mai 2020 geht vielleicht als der Tag in die Geschichte des Zahlungsabwicklers Wirecard ein, an dem aus einer zwielichtigen Klitsche tatsächlich ein würdiger DAX-Konzern wurde. Denn am Freitag vergangener Woche gab Wirecard nach Börsenschluss bekannt, den Vorstand umzubauen und Strukturen einzuziehen, die für geordnete und nachvollziehbare Prozesse im Unternehmen sorgen sollen. Zum ersten Mal gibt es ab 1. Juli mit dem Amerikaner Dr. James H. Freis einen Compliance Vorstand, der künftig für die Bereiche Recht, Vertragswesen und Compliance zuständig ist. Freis übt diesen Job derzeit noch bei der Deutsche Börse AG aus. Vor seinem Engagement in Frankfurt war er als leitender US-Regierungsbeamter für die Regulierung von Finanzinstitutionen zuständig und führte als Leiter der US-Financial Intelligence Unit (FIU) die Untersuchungen zur Umsetzung und Einhaltung von Gesetzen durch. Die Personalie darf deshalb durchaus als Coup bezeichnet werden, die ein Zeichen setzen soll: Wirecard hält sich an Gesetze und sorgt in Zukunft für Transparenz. 

Dass diese Botschaft gesetzt wird, sagt allerdings auch etwas darüber aus, in welcher Situation sich Wirecard derzeit befindet. Vorsichtig umschrieben, könnte man sagen: Die Investoren haben komplett das Vertrauen zu Wirecard und seiner Führung verloren. Und das kam nicht von ungefähr. Vorstand Markus Braun führt den Milliarden-Umsatz-Konzern seit seiner Gründung wie einen Amateur-Fußballverein. Der Chef weiß als einziger alles, entscheidet alles und trainiert die Mannschaft auch noch ohne Assistenz und Ahnung von Führung. Der Blick in die Vereinskasse ist sowieso niemandem außer ihm gestattet, und die Sponsoren bleiben komplett im Dunkeln. Woher am Ende jeder Saison die erstaunlichen Gewinne kommen, kann niemand erklären. Auch der Chef nicht. Nicht, weil er es nicht könnte, sondern weil er es nicht will. Kassenprüfer lässt er vor geschlossener Tür stehen und drückt ihnen ein Warte-Märkchen in die Hand, das niemals aufgerufen wird.

Kann man so machen. Aber nicht, wenn man auf Dauer in der ersten Liga der DAX-Konzerne mitspielen will. Insofern war der Aufstieg von Wirecard in den DAX für Markus Braun, im Nachhinein betrachtet, ein Pyrrhus-Sieg. Wenn nicht nur internationale Investoren wie Blackrock, Vanguard, Fidelity und J.P. Morgan, sondern auch die Börsenaufsicht anfangen, immer drängender an die Tür zu klopfen, weil ihre zunehmend kritischen Fragen zum Geschäftsgebaren des DAX-Konzerns nicht beantworten werden, kann es in der verbarrikadierten Vereinshütte schnell ungemütlich werden. 

Zuletzt war Brauns Hinhaltetaktik schließlich auch nicht mehr aufgegangen. Ein Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, der endlich für mehr Klarheit sorgen sollte, legte das Gegenteil dessen offen, was Braun sich erhofft hatte. Wirecard toppte die KPMG-Veröffentlichung jedoch auch noch mit einer irreführenden Stellungnahme. Tenor: Der Bericht zeige, dass Alles in Ordnung sei. 

Wie gesagt: Kann man so machen. Aber nicht in dieser Spielklasse. Die internationalen Investoren haben das klar zum Ausdruck gegeben und offen Brauns Rücktritt gefordert. Am Freitag schließlich bestätigte eine Ad-Hoc-Meldung des Konzerns, dass dieser Druck nicht ohne Folgen blieb. Wirecard schafft nun tatsächlich einen Vorstand mit klaren Zuständigkeiten, dazu werden transparente Strukturen eingezogen, die für eine börsennotierte Aktiengesellschaft eigentlich selbstverständlich sein sollten. 

Die vielleicht wichtigste Botschaft der Ad-Hoc-Meldung lautete: „Der CEO der Wirecard AG, Dr. Markus Braun, wird künftig den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die strategische Weiterentwicklung der Wirecard AG legen. Dies umfasst strategische Allianzen, Innovationsmanagement, die weitere Geschäftsentwicklung der Gruppe, die Koordination der Geschäftspolitik und der Geschäftsbereiche sowie die Unternehmenskommunikation. Der Aufsichtsrat würdigt mit dieser Entscheidung die außerordentlichen und nachhaltigen Wachstumserfolge der Wirecard AG unter der Leitung von Herrn Dr. Braun und schätzt dessen impulsgebende Innovationskraft für das Unternehmen“. Übersetzt ins Klardeutsche: Wir danken Markus Braun für seine langjährige Mitarbeit. Wer ihn telefonisch erreichen will, wählt künftig eine noch nicht bekannte Rufnummer. Wer ihn persönlich besuchen will, geht die Treppe neben dem Eingang runter und klopft an der Kellertür.

Vielleicht macht er ja auf. Aber das muss er noch üben. 

Ausblick auf die wichtigsten Termine in dieser Woche

Am Montag stellt FundResearch sein neues Format FundResearch TV vor. In unserem eigens für den Start produzierten Trailer (siehe unten) erfahren Sie, worum es geht und was Sie demnächst erwartet.

Am Dienstag startet FundResearch TV – unser neues crossmediales Format. Zum Auftakt zeigen wir auf unserem neuen Youtube-Channel die Zusammenfassung des €uro Roundtables Immobilien. Später werden die Inhalte erweitert und auf einer eigenen Plattform präsentiert.

Am Mittwoch veröffentlich die europäische Statistikbehörde Eurostat die aktuellen Zahlen zum Volumen der Industrieproduktion in den Ländern der Eurozone. Man wird sich wohl an Minuszeichen in diesen Statistiken gewöhnen müssen.

Am Donnerstag veröffentlicht Desatis, das statistische Büro der EU, die Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI. Der Index wird auf der Grundlage einer statistischen Methodik errechnet, die in allen EU-Mitgliedstaaten harmonisiert wurde. Die Erwartung für den Donnerstag: Von Inflation ist noch nichts zu spüren, die Preissteigerungsrate ist in den vergangenen Monaten auf unter ein Prozent gerutscht. 

Am Freitag veröffentlicht Eurostat aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und des Arbeitsmarktes in der Eurozone. Wer am Wochenende ausruhen und gut schlafen möchte, erspart sich den Termin.

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