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Kolumne

Börse Moskau: Kein Anschluss unter dieser Nummer

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: das vorläufige Ende des Handels mit russischen Wertpapieren.

07.03.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Börse in Moskau ist seit vergangener Woche geschlossen. Geplant ist, den Handel am morgigen Dienstag, den 8. März, wieder aufzunehmen. Man wird sehen. Die Website der OAO Moskowskaja Birscha, der russischen Börse in Moskau, ist derzeit nicht erreichbar. Russische Wertpapiere werden seit einer Woche nicht mehr gehandelt. Sollte die Börse tatsächlich wieder öffnen, ist kaum mit regen Kauftätigkeiten zu rechnen. Seit der Verhängung der Sanktionen westlicher Länder sind russische Aktien und Anleihen heiße Ware. Internationale Konzerne trennen sich, soweit es ihnen noch möglich ist, von ihren Beteiligungen in Russland. Die russische Zentralbank ist aufgrund der Sanktionen und der Sperrung des Zahlungssystems Swift nahezu handlungsunfähig. Selbst auf ihre in den vergangenen Wochen massiv aufgestockten Devisen- und Goldreserven hat die Notenbank nur noch sehr eingeschränkten Zugriff.

Russland droht derzeit die Zahlungsunfähigkeit. Die Einnahmen aus den Gasverkäufen nach Europa sprudeln zwar noch. 600 Millionen US-Dollar fließen täglich in die russische Staatskasse. Doch die Ausgaben sind nicht mehr gedeckt, auch aufgrund des teuren Kriegs in der Ukraine, Die Kapitalmärkte lässt das nicht unbeeindruckt. Die Ratingagenturen Fitch und Moody‘s haben die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau gesenkt. Auch der Rubel befindet sich seit Kriegsausbruch im freien Fall, die Kurse russischer Aktien oder ADRs wie etwa Gazprom-Papiere tendieren an der Londoner Börse nahe der Nulllinie. Wer noch russische Wertpapiere im Depot hat, könnte sie selbst zu Niedrigstpreisen dort nicht mehr verkaufen. Der Handel ist ausgesetzt. Nicht nur in Moskau und London, sondern an allen wichtigen Börsen weltweit.

Wer derzeit über Möglichkeiten nachdenkt, wie dieser unselige Krieg in der Ukraine beendet werden könnte, kommt schnell zu dem Schluss, dass eigentlich nur die Implosion des Systems Putin einen Ausweg aus der Krise bietet. Die Sanktionen haben das Zeug dazu, dieses Ziel über kurz oder lang zu erreichen. Denn die Entkoppelung Moskaus vom Finanzmarkt dürfte nicht nur für Unzufriedenheit unter den reichen Kumpanen des Kremlherrschers sorgen, sondern schon bald auch für Unmut im Volk. Die Russen sind zwar einiges gewohnt. Und in offenen Straßenumfragen geben derzeit noch viele zu Protokoll, für sie würde sich nichts ändern. Sie hätten ja ohnehin niemals Geld genug gehabt, um in Wertpapiere zu investieren. Die Probleme des Kapitalmarkts gingen sie nichts an. Doch der Wertverfall des Rubels und die Heraufsetzung des Leitzinses auf 20 Prozent werden schon zeitnah ihre Wirkung entfalten. Wenn die Preise an den Ladenkassen deutlich schneller steigen als die Nettolöhne, werden die Fragen nach dem Sinn des sogenannten „Spezialeinsatzes“ in der Ukraine zunehmen. Und wenn die in der vergangenen Woche ausgelobte Heldenprämie für die Familien gefallener Soldaten kaum noch ausreicht, um frisches Brot zu kaufen, dürften auch beim letzten Putin-Fan Zweifel aufkommen, welchen Sinn eine Fortsetzung des Krieges macht. Dass Russen unendlich leidensfähig seien, ist ein Mythos, dessen Wahrheitsgehalt Wladimir Putin gerade austestet. Ausgang ungewiss.

Während Putin in Moskau um seine Macht und die Ukrainer in Kiew um ihr Leben kämpfen, starren einige Anleger hierzulande konsterniert auf ihre Wertpapierdepots – vor allem, wenn sie in russische Wertpapiere, Russland-Fonds oder Indexprodukte investiert haben. Die wichtigen Indexanbieter MSCI und FTSE Russell haben den Ausschluss russischer Papiere aus ihren Indizes bekanntgegeben. Ab dem 7. März wird es im FTSE Russell keine russischen Aktien mehr geben, für den MSCI ist der Stichtag der 9. März. Am 18. März folgt der Index-Anbieter Stoxx mit dem Ausschluss von Aktien russischer Unternehmen, die von westlichen Sanktionen betroffen sind. Demnächst könnte die Streichung russischer Anleihen aus etlichen Rentenindizes folgen. Die gute Nachricht lautet: Der Schaden in den Wertpapierdepots der meisten institutionellen Anleger dürfte sich in Grenzen halten. Die Profis sind kaum russische Papiere investiert. Die schlechte Nachricht: Wer als Privatanleger Russland-Fonds im Portfolio hat, den tröstet die gute Nachricht nicht. Laut Scope Analysis verwalten die 55 Aktienfonds mit Schwerpunkt Russland, die auch an Privatanleger verkauft wurden, rund 8,5 Milliarden Euro an Wertpapier-Vermögen, Stand Ende Januar. Welche Aussagekraft diese Zahl heute noch hat, ist nur schwer zu sagen. Viele Fonds sind geschlossen worden. Anteile können weder ge- noch verkauft werden. Den betroffenen Anlegern bleibt nur die Hoffnung auf einen Friedensschluss in der Ukraine und eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.

Vielleicht tragen die Sanktionen, so wertvernichtend sie aktuell wirken, ja gerade dazu bei. Denn auch die russischen Soldaten wollen bezahlt werden. Ein Staat, der kaum noch Einnahmeüberschüsse erzielt und keinen Zugriff mehr auf seine Devisenreserven. hat, dürfte irgendwann ein Problem damit bekommen.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht die europäische Statistikbehörde Eurostat aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone. Der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die in der Eurozone hergestellt werden, wächst derzeit auf Jahressicht um 4,6 Prozent. Blendet man die Gedanken zu der Entwicklung in der Ukraine aus, darf man sagen: Lasst uns optimistisch sein. Wirtschaftlich könnte es uns auch schlechter gehen.

Am Mittwoch gibt das Nationale Statistikbüro Chinas sowohl den aktuellen Stand des Verbraucherpreisindex als auch des Erzeugerpreisindex bekannt. Während die Erzeugerpreise in den vergangenen Monaten, auf Jahresbasis gerechnet, um zweistellige Prozentwerte angestiegen sind, verharrt die Inflation bei den Verbraucherpreisen irgendwo unter zwei Prozent. Wie machen die Chinesen das? Zufall, Magie oder Zahlenzauberei?

Am Donnerstag verkündet die Europäische Zentralbank ihre nächste Zinsentscheidung und einen kurzen Begleittext, in dem die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen erläutert. Man darf diesmal auf den Begleittext gespannt sein. Die Notenbank wandelt im Moment auf dem schmalen Grad zwischen Inflationsleugnung und der Angst vor einer Rezession. Die Zinsen bei null Prozent belassen, kann sie eigentlich nicht mehr. Die Zinsen anzuheben, wäre aktuell aber auch keine gute Idee.

Am Freitag veröffentlicht die Reuters/University of Michigan aktuelle Zahlen zu ihrem Verbraucherstimmungsindex. Dabei handelt es sich um eine Erhebung unter Verbrauchern, die angeben sollen, wie sehr sie angesichts ihrer Einschätzung zu ihrer wirtschaftlichen Lage bereit sind, Geld auszugeben. Gefährlich: Mit einem Wert von 62,8 hat der Index vor einem Monat ein Jahrestief erreicht. Der Freitag wird also spannend.

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