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Kolumne

Altersvorsorge: Was wir von Österreich lernen können

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommende Woche. Diesmal im Fokus: Österreich diskutiert die Senkung der Besteuerung von Wertpapiergewinnen.

05.07.2021 | 08:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Aus. Aus. Aus. Das Spiel ist aus. Deutschland blamiert sich. Die Gründe dafür sind Ideenlosigkeit, das blinde Vertrauen auf längst verlorene Stärken und das sture, grundlose Festhalten an einem überholten System, das andere mittlerweile erfolgreich modernisiert haben. Ja, das gilt auch für die deutsche Fußballnationalmannschaft und ihren glücklosen Jogi. Gemeint ist hier aber die deutsche Rentenpolitik.

Rentnerinnen und Rentner erhalten in Deutschland monatlich vom Staat im Durchschnitt 1.418,80 Euro, also rund 17.026 Euro im Jahr. Das reicht oft gerade so dafür, die Miete zu zahlen und einmal im Monat einkaufen zu gehen. Bei Netto oder Lidl. Nicht bei Käfer´s Feinkostladen.

Wie kann es sein, dass die stärkste Industrienation Europas ihren Bürgern ein so schwaches Altersvorsorgesystem bietet? Zumal es nachweislich auch anders geht. Die Österreicher beispielsweise zeigen uns, wie man es besser macht. In der Alpenrepublik liegt die durchschnittliche Jahresbruttorente bei 26.577 Euro á 2.214,73 Euro im Monat. Plus Weihnachts- und Urlaubsgeld in jeweils gleicher Höhe. Macht unterm Strich rund 31.000 Euro. Damit das funktioniert, zahlen in Österreich nahezu sämtliche Erwerbstätige in die Rentenkasse ein – auch Beamte und Abgeordnete. Die Arbeitgeber in Österreich steuern 2,3 Prozent mehr an Beiträgen bei als die Arbeitnehmer. Und der Beitragssatz ist mit 22,8 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Einkünfte 3,8 Prozentpunkte höher als hierzulande. Und siehe da: Die Rente ist sicher. In Wien für alle. In Berlin nur für Politiker und Beamte.

Österreichs Regierende geben sich mit dem Erreichten jedoch noch lange nicht zufrieden. Auch in Wien weiß man, dass eine kapitalgedeckte Altersvorsorge eine sinnvolle Ergänzung zur staatlichen Rente ist. Seit einigen Tagen diskutieren die Politiker deshalb öffentlich darüber, eine steuerbegünstigte Haltefrist von Wertpapieren einzuführen. Im Gespräch sind eine KESt-Befreiung (KESt steht für Kapitalertragsteuer und ist in Wirkung und Höhe vergleichbar mit unserer Abgeltungsteuer) von Wertpapiererträgen für die Altersvorsorge bei einer Haltedauer von drei Jahren. Zudem soll der Kauf von Aktien und Anleihen von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen gefördert werden.

Man kann von den Österreichern also nicht nur lernen, wie man leidenschaftlich Fußball spielt, sondern auch, wie man sein Rentensystem erfolgreich reformiert. Und wie man ein bereits erfolgreiches Rentensystem noch weiter verbessern kann.

Den Anstoß für die Überlegungen der österreichischen Regierung lieferte übrigens die neue EU-Strategie für Kleinanleger, die Ende Mai ins Leben gerufen wurde. Ziel der Initiative ist es, die private Altersvorsorge zu verbessern, EU-Bürger zu mehr Eigeninitiative am Kapitalmarkt zu bewegen und ihnen die Wege dahin zu ebnen – sprich: Barrieren aus dem Weg zu räumen. Dazu gehört unter anderem auch das Ausmisten irreführender oder widersprüchlicher Regeln in den verordneten EU-Rechtsvorschriften, etwa MiFID II und PRIIPs. Das zeigt: Selbst die Bürokraten in den Brüsseler Elfenbeintürmen sind lernfähig. Und sie sind in der Lage, zuzuhören. Bis Anfang August können Bürger, Organisationen und Unternehmen noch Ideen einbringen, wie man das Privatanlegertum in Europa stärken kann. Bislang liegen erst 28 Wortmeldungen vor, acht davon aus Deutschland.

Tipp für Interessierte und Engagierte: Registrieren und Vorschläge unterbreiten ist nicht verboten.

Tipp für Politiker: Eine Reise nach Österreich lohnt sich nicht nur wegen der Schönheit der Städte und der Landschaften.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag ist „Jan Hus Tag“ in Tschechien. Dort gilt der in Böhmen geborene Hus als Nationalheiliger. Jan Hus hat zu seinen Lebzeiten eine strenge, tugendhafte Lebensweise gepredigt. Weltliches Streben nach Gewinn war ihm zuwider. Die Zünfte der Schuster, Hutmacher, Goldschmiede, Weinhändler und Wirte waren seine natürlichen Feinde. Offensichtlich haben die tschechischen Banken auch heute noch Respekt vor seinen Botschaften. Denn sie bleiben am Dienstag geschlossen.

Am Mittwoch wendet sich Tschechien wieder dem weltlichen Streben nach Gewinn zu. Das tschechische Statistikamt veröffentlicht aus aktuellem Anlass neue Zahlen zur Industrieproduktion. Seit dem Corona-Absturz im vergangenen Jahr stehen die Ampeln wieder auf grün. Bereits im ersten Quartal 2021 hat die Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent zugenommen. Das war der erste Zuwachs seit Ende 2019. Beobachter erwarten am Mittwoch die Bestätigung, dass sich dieser Trend beschleunigt.

Am Donnerstag werden aktuelle Zahlen zur deutschen Leistungsbilanz veröffentlicht. Es bleibt dabei: Deutschland erwirtschaftet Monat für Monat neue Überschüsse. Der Exportmotor läuft. Und läuft. Und läuft. Geht es so weiter wie bisher, wird Deutschland am Jahresende wieder einen neuen Rekord aufstellen. Das ist auf Dauer nicht gesund. Deutschland müsste von seiner enorm hohen Wirtschaftsleistung viel mehr Kraft ins eigene Land umlenken. Schon jetzt ist unsere Infrastruktur schlechter als in vielen anderen Ländern, die deutsche Waren und Dienstleistungen massiv einkaufen. Oft auf Pump. Aber mit Zukunfts-Perspektive. Selbst auf kleinen griechischen Inseln ist der Internetempfang besser als weiten Teilen der Bundesrepublik. Das sollte uns zu denken geben.

Am Freitag wird der chinesische Erzeugerpreisindex durch das Nationale Statistikbüro Chinas veröffentlicht. Der Index misst die durchschnittliche Preisveränderung von Rohstoffen, die von den Produzenten Chinas gekauft wurden. Änderungen am PPI gelten als ein Indikator in Bezug auf die Inflation der Rohstoffpreise – mit internationaler Wirkung. Was da auf uns zukommt, lässt sich bereits ahnen: Innerhalb der vergangenen zwölf Monate ist der chinesische Index von minus 3,7 auf zuletzt 4,4 Indexpunkte gestiegen. Man muss kein Nostradamus sein, um zu prognostizieren, dass sich dieser Trend demnächst auch bei den deutschen Erzeugerpreisen durchschlägt.

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