Kelly Hagg, Global Head of Product Strategy and ESG, erklärt, warum die diesjährige Konferenz von den Medien und unseren Kunden so große Aufmerksamkeit erhält (nachdem in den letzten drei Jahrzehnten jährlich COPs stattgefunden haben). Er geht außerdem darauf ein, welche Länder an der COP26 teilnehmen wollen und warum das von Bedeutung ist.
Auch wenn es eine Reihe von Bemühungen gibt, die sich auf den Klimawandel und die Verringerung der Kohlenstoffemissionen konzentrieren, waren diese in der Vergangenheit auf entweder nur öffentliche oder nur private Bereiche beschränkt und nach länderspezifischen und/oder regionalen Bestrebungen aufgegliedert. Nachdem die COVID-19-Pandemie nun gezeigt hat, wie wichtig eine globale Zusammenarbeit ist und was wirklich erforderlich ist, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, sehen viele die COP26 als den Ort, an dem die Staats- und Regierungschefs der Welt zusammenkommen können, um gemeinsame Entscheidungen zu treffen und sowohl private als auch öffentliche Ressourcen einzusetzen, um eine der größten Herausforderungen der Menschheit zu bewältigen.
Da jedoch große Kohlenstoffemittenten wie China bei den Gesprächen fehlen und die vom Klimawandel stark betroffenen pazifischen Inselstaaten auf der Konferenz unterrepräsentiert sind, könnte es für die Staatsoberhäupter schwierig werden, sich zu Entscheidungen mit spürbaren globalen Auswirkungen durchzuringen.
Warum dieses Jahr so WICHTIG ist:
- Im Rahmen des Pariser Abkommens haben sich alle Länder verpflichtet,
ihre NDCs* alle fünf Jahre zu aktualisieren, wobei jeder Plan
ehrgeiziger sein soll als der vorherige und die „höchstmöglichen Ziele“
widerspiegeln soll.
- Bei der COP26, die eigentlich bereits 2020 stattfinden sollte, wird
dieser „Ratschenmechanismus“ erstmalig auf die Probe gestellt. Da sie
auf 2021 verschoben wurde, ist dies das WICHTIGE Jahr.
Die diesjährige Agenda
Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Agenda des
Gastgeberlandes für die Konferenz wie folgt zusammengefasst: „Kohle,
Geld, Autos und Bäume.“
- Kohle: Das Vereinigte Königreich will die COP26 zu
dem Gipfel machen, bei dem „die Kohle in die Geschichtsbücher verbannt
wird“. Die G7-Staaten haben sich im Mai darauf geeinigt, die direkte
staatliche Förderung der ungebremsten Kohleverstromung bis Ende 2021 zu
beenden – ohne dabei jedoch einen konkreten Zeitplan für den Ausstieg
aus der Kohleverbrennung festzulegen. Italien versucht derzeit, gegen
den Widerstand von Mitgliedern wie China, Russland und Indien eine
ähnliche Zusage der G20 zu erreichen.
- Geld: Die Industrieländer hatten 2009 zugesagt, bis
zum Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung
von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels in den Entwicklungsländern
zu mobilisieren. Bei der letzten Zählung fehlten immer noch 20
Milliarden US-Dollar. Deutschland und Kanada wurden mit der Aufgabe
betraut, im Vorfeld der COP26 zu planen, wie sich diese Lücke schließen
lässt. Dies ist äußerst wichtig, um das Vertrauen der Empfängerländer in
den Prozess zu stärken. Die Verhandlungen darüber, wie das nächste
kollektive Finanzziel nach 2025 aussehen soll, werden in Kürze beginnen.
Zudem gibt es verschiedene Initiativen, die darauf abzielen, Gelder des
privaten Sektors in Billionenhöhe in die Erreichung von weltweiten
Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts zu investieren.
- Autos: Das Vereinigte Königreich hofft, die
Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu beschleunigen, und schlägt eine Frist
bis 2040 für den Verkauf der letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor
vor. Ein Übergangsrat für emissionsfreie Fahrzeuge wurde eingerichtet,
in dem Minister und Vertreter der wichtigsten Automärkte zusammenkommen.
Allerdings ist China nicht mit dabei.
- Bäume: Ein weiteres Ziel der COP26 ist die baldige
Beendigung der Entwaldung. Gemeinsam mit den USA und Norwegen hat das
Vereinigte Königreich die Leaf Coalition ins Leben gerufen, die bis 2021
öffentliche und private Gelder in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar
mobilisieren soll, um die Emissionen aus Abholzungen und der Schädigung
des Waldes zu verringern.
Teilnehmer
Nicht teilnehmende Hochrisikoländer:
- Ein Drittel der kleinen Inselstaaten und -territorien im Pazifik beabsichtigt aufgrund der COVID-19-Reisebeschränkungen keine Regierungsvertreter zum COP26-Gipfel in Glasgow zu entsenden.
- Das Fehlen hochrangiger Vertreter der Pazifikstaaten auf dem Treffen
hat Befürchtungen aufkommen lassen, dass die Anliegen dieser Länder,
die zu den am stärksten durch die Klimakrise gefährdeten Nationen
gehören, auf dem Gipfel nicht angemessen vertreten sein werden.
Wichtige Emissionsländer, die nicht teilnehmen:
- China: Das Staatsoberhaupt des
bevölkerungsreichsten Landes der Welt, der chinesische Staatspräsident
Xi Jinping, wird Berichten zufolge nicht persönlich anwesend sein. Er
hat China seit Beginn der COVID-19-Pandemie nicht mehr verlassen.
Voraussichtlich wird er sich per Video hinzuschalten. Chinas
Sondergesandter für Klimafragen, Xie Zhenhua, hat allerdings
angekündigt, dass er an der Konferenz teilnehmen will.
- Indien: Wie eine Quelle aus dem Außenministerium
gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, hat Premierminister
Narendra Modi noch nicht entschieden, ob er teilnehmen wird. Indien und
China machen zusammen etwa ein Drittel der Weltbevölkerung aus.
- Russland: Der Kreml hat mitgeteilt, dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht nach Glasgow reisen wird.
- Brasilien: Der brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro und sein Vizepräsident Hamilton Mourao, der mitunter als
Umweltbeauftragter fungiert, werden nicht teilnehmen.
- Japan: Der neue japanische Premierminister Fumio
Kishida hat erklärt, er überlege noch, wie er teilnehmen werde,
möglicherweise auch online.
Die wichtigsten Teilnehmer:
- US-Präsident Joe Biden, der Klimabeauftragte des Landes, John Kerry,
und die nationale Klimaberaterin und ehemalige Vorsitzende der
US-Umweltbehörde EPA Gina McCarthy. Nach Angaben des Weißen Hauses
werden außerdem 10 weitere Kabinettsmitglieder anwesend sein.
- Königin Elizabeth, Prinz Charles und Prinz William sowie Camilla, Herzogin von Cornwall, und Kate, Herzogin von Cambridge.
- Zu den Vertretern der 27 Länder der Europäischen Union zählen die
Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, der
EU-Kommissar für Klimaschutz, Frans Timmermans, sowie die
Verantwortlichen für die Energie- und Finanzdienstleistungspolitik der
EU.
- Der israelische Premierminister Naftali Bennett.
- Der australische Premierminister Scott Morrison hat seine Teilnahme
am Freitag bestätigt. Während sich viele Länder weltweit verpflichtet
haben, ihre Netto-Emissionen bis 2050 auf null zu senken, hat sich
Australien bislang geweigert, seine Ziele zu erhöhen.
- Präsident Tayyip Erdogan wird teilnehmen, nachdem das türkische
Parlament im vergangenen Monat das Pariser Klimaabkommen ratifiziert
hat.
- Der französische Präsident Emmanuel Macron.
- Der kanadische Premierminister Justin Trudeau wird einer
Regierungsquelle zufolge seine Teilnahme kurz vor dem Starttermin
ankündigen.
- Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi.
- Der kolumbianische Präsident Ivan Duque.
Warum die Konferenz so wichtig ist
Die Anleger beobachten die Entwicklungen auf der COP26 genau, da die
Staats- und Regierungschefs der Welt dort zusammenkommen, um
Entscheidungen über die künftige Regulierung und Ausrichtung der
Industrie zu treffen – Entscheidungen, die weitreichende Auswirkungen
auf Anlageportfolios haben könnten. Bereiche, wie die Abholzung von
Wäldern, haben bereits Schlagzeilen gemacht: Mehr als 30 Finanzinstitute
mit einem verwalteten Vermögen von über 8,7 Billionen US-Dollar haben
angekündigt, sich „nach Kräften“ zu bemühen, die Abholzung von Wäldern
im Zusammenhang mit der Erzeugung von Rindfleisch, Palmöl, Soja und
Zellstoff bis 2025 zu beenden. Wir gehen davon aus, dass eine ganze
Reihe von Vermögensverwaltern ihre Anlagepolitik und ihre
Ausschlusspolitik in umstrittenen Bereichen – einschließlich solcher,
die mit der Abholzung von Wäldern zusammenhängen – in den kommenden
Jahren einer neuerlichen Bewertung unterziehen werden.
Die Gruppe der Sieben (G7) ist ein zwischenstaatliches
politisches Forum, dem Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan,
das Vereinigte Königreich und die USA angehören.
Die Gruppe der Zehn (G10)
ist eine Gruppe von 11 Industrienationen, die ähnliche wirtschaftliche
Interessen haben. Die G10 wurde gebildet, als die wohlhabendsten
Mitglieder des Internationalen Währungsfonds (IWF) sich bereit
erklärten, an den Allgemeinen Kreditvereinbarungen (AKV) teilzunehmen,
um mehr Mittel zur Verwendung durch den IWF bereitzustellen.
*Eine der Hauptaufgaben des
COP26-Vorsitzes besteht darin, andere Länder zur Verabschiedung
ehrgeizigerer Ziele zu bewegen. Die Fortschritte werden in erster Linie
an den Temperaturzielen des Pariser Abkommens gemessen. Im Jahr 2015
einigten sich 197 Länder in Paris darauf, ihre Emissionen gemeinsam zu
senken, um den globalen Temperaturanstieg auf „deutlich unter 2 °C“ zu
begrenzen und 1,5 °C anzustreben. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde
jedes Land aufgefordert, einen Beitrag zur Emissionsreduzierung zu
leisten und entsprechende Ziele bis 2025 oder 2030 festzulegen. Diese
Pläne werden als die national festgelegten Beiträge bzw. NDCs
bezeichnet.
Die
vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung und können von denen anderer Personen/Teams bei Janus
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Fonds, Sektoren oder Indizes in diesem Artikel stellt weder ein Angebot
oder eine Aufforderung zu deren Erwerb oder Verkauf dar, noch ist sie
Teil eines solchen Angebots oder einer solchen Aufforderung.
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